Wer mit A PLACE TO BURY STRANGERS vertraut ist, weiß um das überraschende Moment der Band aus New York City, denn auch wenn ihr Stil über die Jahre hinweg nie krass gebrochen wurde, verlagerte Mastermind Oliver Ackermann ihren Schwerpunkt stets woandershin und veränderte dabei auch sowohl die Dynamik als auch den atmosphärischen Charakter ihrer jeweiligen Veröffentlichungen. Wo also lässt sich nun "See Through You" einordnen, für dessen Release die Musiker eigens selbst ein neues Label gegründet haben?
Die 13 Tracks versöhnen Ackermanns Vorliebe für Klangexperimente durch selbst entwickelte Gitarreneffekte mit bestechenden Songwriting-Qualitäten, wobei A PLACE TO BURY STRANGERS ihre stilistische Palette so zwanglos zum Setzen bunter Akzente verwenden wie selten zuvor. Der knarrende Opener ´Nice of You to Be There for Me´ tackert gemeinsam mit ´Dragged in a Hole´ und ´My Head Is Bleeding´ hypnotisch in Ostinatos Math-Rock-Gefilden, wohingegen ´Let´s See Each Other´ und ´So Low´ krachige Space-Rock-Raketen mit subtilem Melodie-Antrieb ins All schießen.
In ´I Disappear (When Youre Near)´ wird Shoegaze-Behäbigkeit in bleiernen Doom gegossen, und das Bass-betonte ´Broken´ verschränkt die Soundästhetik des Post Punk mit einem spleenigen Rockabilly Groove, wohingegen ´I Don´t Know How You Do It´ als Kombination von wattig weichem Slowdive-Indie-Pop mit ranzigen Riffs aus dem Garage Rock der 1970er zu kombinieren scheint.
Bei all dieser Vielfalt und Nuanciertheit - grell wirkt auf "See Through You" einzig und allein die offensichtlich ganz bewusst auf Krawall gebürstete Produktion - fungiert Ackermanns kein Wässerchen trüben könnende Stimme als kittendes Element; ihr ist es zu verdanken, dass man dieses wunderliche Klangchamäleon jederzeit als dieser Band und keiner anderen zugehörig erkennt.
FAZIT: A PLACE TO BURY STRANGERS´ jüngstes Album ist ein liebenswürdig kurioses Akustik-Versuchslabor, in dem Oliver Ackermann viele schroff-schöne Lieder mit Ohrwurm-Qualitäten zusammengebraut hat, an denen 2022 kein Freund wahrlich alternativer Rockmusik vorbeikommt. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/e0d8246556c1428694cb56d6638a67f1" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.01.2022
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Oliver Ackermann
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52:39
04.02.2022