Angesichts der knapp zehnjährigen Albumpause war doch zumindest Spannung angesagt, als die ersten Infos zum Comeback-Album von A WILHELM SCREAM kommuniziert wurden. Nach den ersten Durchläufen von „Lose Your Delusion“ wird aber relativ schnell klar, dass die Musiker wenig Lust auf eine Kurskorrektur haben.
Songs wie „The Enigma“ oder „Yo Canada“ sind melodische Punkrock-Nummern in Reinform und dass die Band ihre Wurzeln nach wie vor im Hardcore hat beweisen Stücke wie das nervös zappelnde „…And Big Nasty was it’s Name-O“.
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Interessant ist, dass der Opener „Acushnet Avenue At Night“ sich für ein Punkrock-Album recht viel Zeit lässt, bevor er in typischer Manier loslegt. Aber diese Art von Einleitung passt vor dem Hintergrund der langen Abstinenz der Band doch ganz gut, denn so wird Spannung erzeugt. Außerdem klingen die restlichen Minuten des Tracks so als wären A WILHELM SCREAM nie weg gewesen.
Mit Gangshouts im Refrain macht der melodische Ohrwurm „Gimmetheshakes“ dann auch richtig was her, vor allem auch weil die Gitarrenarbeit einiges zu bieten hat. Dass die Musiker innerhalb des Punkrock-Rahmens auch nicht vor (mehr oder weniger weiten) Sprüngen zurückschrecken, zeigen u.a. Nummern wie „I’m gonna work it out“, das ein wenig mit Folk-Punk liebäugelt, oder auch das sehr straight komponierte „Apocalypse Porn“.
Die letzten drei Titel bündeln dann nochmal alles, wofür A WILHELM SCREAM vor diesem Album standen: Melodischer Punkrock, hymnische Gesänge und eine fast übersprudelnde Positivität, die sich in den Gitarrenmelodien, aber auch in den Texten bemerkbar macht („Be One To No One“ handelt beispielsweise von der Überwindung von Depressionen).
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FAZIT: Zehn Jahre sind eine lange Zeit, daher sollte eigentlich klar sein, dass sich A WILHELM SCREAM auch weiterentwickelt haben. Diese Entwicklung hört man auf „Lose Your Delusion“ zwar heraus, aber die Band ist doch unverkennbar im melodischen Punkrock verhaftet geblieben und das eine oder andere Experiment auf diesem Comeback-Album steht ihnen gut zu Gesicht. Zwar brauchen die Songs unterm Strich etwas länger bis sie zünden, das lässt sich aber auch als Entwicklungsschritt verbuchen, der neugierig auf die Zukunft der Schreier macht.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.05.2022
Brian Robinson
Nuno Pereira, Trevor Reilly
Trevor Reilly, Jason Milbank, Brian Robinson, Chris Levesque, Mike Supina
Nicholas Pasquale Angelini
Brian Robinson, Jason Milbank, Sean O’Brien (Hintergrundgesang)
Uncle M/Creator Destructor Music
33:58
15.04.2022