Als die neuseeländische Songwriterin HANNAH SIAN TOPP 2017 unter dem Moniker (Spitznamen) ALDOUS HARDING ihr Album „Party“ auf dem legendären „Indie-Major“ 4AD international verfügbar machte, stürzten sich sofort alle Freunde spinnerten Kook-Pops auf sie und erkoren sie umgehend zur neuen Indie-Ikone der Unangepassten.
Dies geschah sicherlich nicht von ungefähr, denn die unberechenbare Seltsamkeit hatte sie sich von vornherein auf die musikalischen Fahnen geschrieben.
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Wie alle großen Querdenker weigert sich die Musikerin natürlich, die angesprochenen Eigenarten in ihrem lyrischen und musikalischen Kosmos zu erklären oder gar zu kaschieren. So lag es dann in der Hand des legendären Produzenten und Soundmagiers JOHN PARISH, der sich offensichtlich blind mit ihrem Kunstverständnis gemein machen konnte, ihre nicht immer leicht nachvollziehbaren inhaltlichen und musikalischen Gedankengänge musikalisch greifbar zu machen. Das nächste Album „Designer“ legte beredtes Zeugnis von der Fruchtbarkeit dieser Zusammenarbeit ab – und gerierte echte Szene-Hits wie „The Barrel“.
„Warm Chris“ ist nun bereits die dritte Zusammenarbeit des entrückten Dream-Teams und zeitigt mindestens so erquickliche Ergebnisse wie der Vorgänger. Wenn überhaupt werden HARDING und PARISH hier aber noch unkonkreter/mystischer/rätselhafter als auf „Designer“, wobei das verbindende Element dieses Mal eine Art kindlicher Naivität gewesen zu sein scheint, mit der die unterhaltsam arrangierten und instrumentierten Tracks jenseits aller Konventionen in Form von nachtschattigen Kinderliedern für Erwachsene angelegt zu sein scheinen (im Falle des letzten Tracks „Leathery Whip“ sogar inklusive Ringelreihen zum Mitsingen).
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FAZIT: Wie so viele ihrer Zunft begann ALDOUS HARDING ihre musikalische Laufbahn mit Folkpop-Songs und Straßenmusik, was wohl auch an ihrer Herkunft als Tochter der neuseeländischen Folk-Ikone LORINA HARDING liegen mag. Insbesondere aber auch durch ihre Kollaborationen/Affären mit Kolleg(inn)en MARLON WILLIAMS, FENNE LILY, PERFUME GENIUS und natürlich JOHN PARISH sowie auf dem neuen Werk auch JASON WILLIAMSON von den SLEAFORD MODS schärfte sie sehr schnell ihr musikalisches Profil und wurde zu einer verlässlich idiosynkratischen Songwriterin, die ihre Exzentrik auf dem neuen Album „Warm Chris“ mit einer erkennbar selbstironischen Note kultiviert.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.03.2022
Hannah Sian Topp
Hannah Sian Topp, John Parish
4AD
39:21
25.03.2022