In dem Produzenten PATRICK BERGER hat die schwedische Songwriterin ALICE BOMAN einen kongenialen Partner gefunden, der genau erkannte, dass es bei ihren Songs nicht darum gehen kann, irgendetwas betonen oder augmentieren zu wollen, sondern sie einfach wirken zu lassen, wie sie sind. Das ist deswegen erstaunlich, weil Berger ansonsten als gesuchter Pop-Produzent und Songwriter für Acts wie ROBYN, CHARLIE XCX, LANA DEL REY oder CARLY RAE JESPEN tätig ist. Wie auf Bomans Debüt-Album „Dream On“ stellte sich Berger hier aber ganz in den Dienst des Materials.
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Während ihre Songs sich sicherlich schwer als Pop-Songs kategorisieren ließen, wohnt diesen indes durch die charmanten, melancholischen Melodien und Harmonien dennoch eine gewisse Zugänglichkeit inne, die der Produzent dann mit weitestgehend ambientmäßig orientierten Arrangements unterstützt und unterschiedlich ausformulierten Klangwolken umhüllt.
Das führte u.a. dazu, dass Bomans Material in TV-Serien wie „Wanderlust“ oder „13 Reasons Why“ zum Einsatz kam und sie auf diese Weise überhaupt erst ins Licht der Öffentlichkeit rückte.
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Die neuen Songs entstanden als klassisches Pandemie-Projekt, indem die beiden zusammen mit Drummer NILS TÖRNQVIST das Projekt aus gemeinsamen Jam-Sessions heraus entwickelten. Insgesamt ist das neue Material etwas fülliger angereichert, als jenes des Debüt-Albums und – dank Törnqvists kreativem Input auch ein wenig lebhafter inszeniert. Das Credo allerdings, allein ihre Stimme und Gesang ins Zentrum zu stellen, ging dabei nie verloren.
In diesem Sinne legt ALICE BOMAN ihre Songs oft als Dialoge – teilweise mit sich selbst - an und findet auf diese Weise zu akzeptablen Erkenntnissen.
In dem Song „Honey“ lernt sie, dass es Zeit braucht, sich zu öffnen, in dem Song „Circles“ erkennt sie, dass sich alles in Kreisen dreht, und in „Where To Put The Pain“ bittet sie jemanden anderen, ihren Schmerz mitzutragen.
Als besonderes Bonbon gibt es mit „Feels Like A Dream“ dann auch noch ein Duett mit der Instagram-Bekanntschaft PERFECT GENIUS, die in klassischer Lockdown-Manier über die Distanz realisiert wurde.
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FAZIT: Ging es auf ALICE BOMANs Debüt-Album „Dream On“ noch ein Stück weit um Eskapismus und das Erschaffen alternativer Traumwelten, so wendet sie sich auf ihrem neuen Werk „The Space Between“ dem Verhältnis zwischen Raum und Zeit zu – und kommt zu dem Schluss, dass beides zusammengehört. Hierbei macht sie – wie sie ausdrücklich feststellt – Musik, um sich selber besser zu verstehen. Auch wenn es nicht ihr erklärtes Ziel gewesen sein mag, erklärt sie sich auf diese Weise nicht nur sich selbst, sondern auch dem Hörer – und der mag darin dann sogar Facetten seiner selbst erkennen. Mehr kann man als Songwriterin eigentlich nicht erreichen.
Punkte: 14/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.10.2022
Alice Boman
Alice Boman, Patrick Berger
Nils Törnqvist
[PIAS]
35:10
21.10.2022