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Andrew Bird: Inside Problems

Stil: Indie-Pop

Cover: Andrew Bird: Inside Problems

Das Rezept des Chicagoer Musikus ANDREW BIRD ist schlicht das, keines zu haben.
Vollkommen unerwartet leistete sich der Meister beispielsweise in der Pandemie Ausflüge in Bereiche, die selbst er in seiner wechselvollen Karriere noch nicht beackert hatte und veröffentlichte 2020 eine Art Weihnachtsalbum namens „Hark!“ und wagte sich noch im gleichen Jahr mit seinem alten Kumpel JIMBO MATHUS (mit dem zusammen er vor 25 Jahren in dessen Band SQUIRREL NUT ZIPPERS gespielt hatte) an ein Projekt in Sachen musikalischer Grundlagenforschung, indem BIRD und MATHUS ein ganzes Album mit selbst geschriebenen Songs im Stile klassischer Folk-, Bluegrass-, Blues- und Country-Songs auflegten. Nachdem er dann noch die Musik zu dem Sci-Fi-Spoof „The Bubble“ komponierte, setzt sein neues Solo Album musikalisch (zum Glück) wieder da an, wo er mit seinem 2019er Werk „My Finest Work Yet“ selbstbewusst in die Pandemie driftete.

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Ein bisschen ist das neue Werk auch BIRDs Reflexion über die Pandemie selbst, denn er beschäftigte sich – wie der Titel schon andeutet – mit dem möglichen Treiben innerer Dämonen und der sich hieraus ergebenden Probleme im Angesicht oberflächlicher Ruhe.
Ein anderes Thema sind Schwellen (sowohl physischer wie auch psychologischer Natur) die es zu überschreiten gilt – oder nicht – und was in dem Augenblick passiert, wenn man sich weder auf der einen oder der anderen Seite befindet.

Es gibt also viel zu bedenken, zu betrachten und zu schlussfolgern auf ANDREW BIRDs neuem Werk. Das versucht er in dem Video zum Titeltrack „Inside Problems“ zu erklären – so recht gelingt ihm das aber nicht.
Vielleicht ist es am Besten, sich einfach dem vielschichtigen Flow des Albums hinzugeben?
Ein Problem sollte das nicht sein, denn „Inside Problems“ ist sicherlich BIRDs bislang detailreichstes, komplexestes und vielseitigstes Album geworden.

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FAZIT: Wie fängt man ein Album wie „Inside Problems“ musikalisch ein, das den Zustand des Unsteten, Unwägbaren und Unklaren thematisiert? ANDREW BIRDs Antwort auf diese Frage war, das Album (wie bei den Konzerten) mit den Bandmusikern zusammen – zwar mit Sampler und Loop-Station, aber bis auf die Gesangharmonien von MADISON CUNNINGHAM ohne Overdubs - live im Studio einzuspielen, um so den inhaltlichen Gedankensprüngen der Lyrics spontan entsprechen zu können. BIRD bringt das Thema in dem Song „Fixed Positions“ auf den Punkt, wenn er sagt: „If You Stay Here Long Enough I Fear We'll Always Be This Way“ - was im Umkehrschluss schlicht bedeutet, dass Stillstand vermieden werden muss und der einzige Weg der nach vorne ist.

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Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.06.2022

Tracklist

  1. Underlands
  2. Lone Didion
  3. Fixed Positions
  4. Inside Problems
  5. The Night Before Your Birthday
  6. Make A Picture
  7. Atomized
  8. Faithless Ghost
  9. Eight
  10. Stop n' Shop
  11. Never Fall Apart

Besetzung

  • Bass

    Alan Hampton, Mike Viola

  • Gesang

    Andrew Bird, Madison Cunningham

  • Gitarre

    Andrew Bird, Mike Viola

  • Keys

    Chris Seligman

  • Schlagzeug

    Abe Rounds, Kevin O'Donnell

  • Sonstiges

    Andrew Bird (Geige), Jimbo Mathus (Banjo)

Sonstiges

  • Label

    Loma Vista/Concord

  • Spieldauer

    48:30

  • Erscheinungsdatum

    03.06.2022

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