Dass ANNIE HAMILTON in ihrer australischen Heimat spätestens seit der Veröffentlichung ihrer selbst betitelten Debüt-EP zu Beginn der Pandemie als Next Big Thing in Sachen psychedelischer Indie-Pop gilt, ist musikalisch absolut nachvollziehbar und wird durch die nun vorliegende Debüt-LP auch eindrucksvoll bestätigt.
Eine Newcomerin ist ANNIE indes keineswegs. Denn bereits 2015 machte sie als Gitarristin auf dem Debüt-Album (und der sich daran anschließenden Tour) des australischen Folktronica-Pop-Ensembles LITTLE MAY ihrer Freundinnen HANNAH FIELD und LIZ DRUMMOND von sich reden.
<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/T3qHiiZl2i4" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe>
Der Grund, warum sich keine unmittelbare Karriere als Solo-Künstlerin anschloss, war dann ANNIEs „Nebenjob“ als Merch-Designerin für LITTLE MAY, der im Folgenden dazu führte, dass sie sich als (nachhaltig orientierte) Mode-Designerin mit einer eigenen Website und einem entsprechenden Online-Shop selbständig machte.
Nebenher ging es zwar auch musikalisch weiter – beispielsweise als Gitarristin für das Projekt JACK RIVER ihrer Kollegin ISABELLA RANKIN oder als Backing-Sängerin für THE NATIONAL. Es war dann allerdings eine der vielen australischen Lockdown-Phasen, welche die Musikerin motivierte, ihre inzwischen angesammelten zahlreichen selbstgeschriebenen Songs in Form zu bringen und im heimischen Studio – dann mit ein wenig Unterstützung von PETE COVINGTON und METHYL ETHELs JAKE WEBB – auch selbst zu produzieren.
<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/DSF-LMDkNxM" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe>
Musikalisch ließ sie dabei ihren Vorlieben für 90's Grunge-Rock, Psychedelia, New Wave Sounds und Dreampop in einem poppigen Umfeld freien Lauf.
Eine Prise Glamour, die sich nicht nur auf die optische Inszenierung bezieht, sondern auch musikalisch mit gewissen Glamrock-Anleihen bemerkbar macht und ein sicheres Gespür für gelungene klangliche Experimente, die der ganzen Produktion ein erdiges Flair verleiht (und in Songs wie „Labyrinth“ geradezu despektierliche Ausma0e annimmt), runden das Ganze ab. Sie möge es nicht, wenn etwas zu glatt klinge, meint ANNIE HAMILTON dazu. Und das ist „The Future Is Here But It Feels Kinda Like The Past“ denn auch deutlich anzuhören.
<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/wWgEI6f-OcY" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe>
FAZIT: Der eigenartige Titel von ANNIE HAMILTONs Debüt-Album „The Future Is Here But It Feels Kinda Like The Past“ erklärt sich einfach aus dem Umstand, dass die Musikerin während der Arbeiten an ihren Songs auffiel, dass sie ihre eigenen Erfahrungen während der Pandemie auf diese Weise mit traumähnlichen Bildern zu einem ziemlich persönlichen, kunterbunten und vor allen Dingen auch für den Hörer unterhaltsamen Selbstfindungs-Kaleidoskop verquickte und zu dem Schluss kam, dass der Eskapismus als Leitmotiv letztlich zu der Erkenntnis führt, dass alles schon mal dagewesen ist.
Punkte: 14/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.05.2022
Rosie Fitzgerald
Annie Hamilton, Jenny McCullagh
Annie Hamilton, Matt Mason
Jenny McCullagh
Luke Davison
[PIAS]
39:29
20.05.2022