Zurück

Reviews

Ben Craven: Monsters From The Id

Stil: Symphonischer, orchestraler, cineastischer Progressive Rock

Cover: Ben Craven: Monsters From The Id

Mausert sich da etwa der australische Multiinstrumentalist mit deutlichem Hang zum symphonischen, orchestralen, cineastischen Retro-Progressive-Rock BEN CRAVEN langsam zum ROBERT REED in der Progressive-Rock-Szene? Aber nicht etwa, weil er Oldfield-Gedächtnis-Alben einspielt, sondern bei seinen aktuellen Studiowerken mit einer Audio-CD und einer DVD aufwartet, die das Album im 5.1 Surround Sound (DTS 96/24) und High Resolution Stereo Sound samt entsprechender Single-Edit-Videos in einem Triple-Digipak steckend plus Booklet (in diesem Falle ein Mini-Poster des Album-Covers) enthält?
Es scheint so, denn nach dem bereits beeindruckenden Vorgänger <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2016/Ben-Craven/Last-Chance-To-Hear/" target="_blank" rel="nofollow">„Last Chance To Hear“</a>, der auch schon sechs Jahre zurückliegt, schiebt er nun den finsteren Prog-Nachfolger „Monsters From The Id“ hinterher.
Vom Thema her schon mal monströs!
Aber halten die beiden Longtracks auch das, was der Album-Titel verspricht?
Eindeutiges: Ja!

<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/VxCdUACi2nQ" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe></center>

BEN CRAVEN weckt auf seinem Monster-Album tatsächlich die feinsten Prog-Monster, die den gemeinen Proggie nur zu gerne jede Nacht und natürlich auch oftmals bei Tag besuchen und solche feinen Namen wie PINK FLOYD, CARPTREE, ELP, MAGELLAN tragen und alle mitten in der „Darktown“ von STEVE HACKETT und den Tropfsteinhöhlen des RICK WAKEMAN während seiner monströsen „Journey To The Centre Of The Earth“-Aufführung samt Orchester und Chor wohnen. Dazu gibt’s klassische Seitenhiebe, die immer wieder Richtung Ravel und seinen Bolero schielen.
Bereits ein sich steigernder Bolero-Rhythmus eröffnet „Monsters From The Id“, dann taucht ein seltsames Spieluhr-Spiel, das an <a href="https://youtu.be/e1nEWmUZl-A" target="_blank" rel="nofollow">das großartige Mystery-Computer-Spiel „The 7th Guest“</a> erinnert auf, um sich dann nach und nach in immer größerem Bombast zu entfalten, der, einem Horror-Film ähnlich, seine Spannung auf die Spitze treibt. Da entdecken wir dann typische PINK FLOYD-Klangwelten der „Dark Side Of The Moon“- und „Wish You Were Here“-Ära genauso wie eine Morricone-Soundtrack-Atmosphäre der Marke „Spiel mir das Lied vom Tod“ mit zusätzlichen Orchesterarrangements, die an HANS ZIMMER erinnern!
Woher kannten wir das nur schon?
Ach ja, von <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2022/The-Samurai-Of-Prog/The-Spaghetti-Epic-4/" target="_blank" rel="nofollow">den Spaghetti-Western-Fans aus dem finnischen Prog-Hause THE SAMURAI OF PROG</a>!

Allerdings dreht sich die Geschichte hinter diesem Album nicht um Italo-Western, sondern erinnert unweigerlich an Freddy Kruger aus „Nightmare On Elm Street“, der die Menschen, wenn sie wegschlummern, in deren Träumen erscheint und killt, was dann zur Realität wird. Ganz Ähnliches tun auch die hier besungenen Monster, nur dass sie dem Träumer klarmachen, es wäre besser, noch während des Traums endgültig abzutreten, als die Schrecken nach dem Erwachen daraus erleben zu müssen: „No! There is no escape / Living's a mistake / Die before you wake“.

<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/6D1f6hirdag" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe></center>

Die DVD wartet neben den voluminösen Audio-Surround-Abmischungen der beiden Longtracks in 5.1 Dolby und DTS sowie High Resolution Stereo mit vier größtenteils animierten Videos auf, samt Original-Videosequenzen von Vulkanausbrüchen, Erdbeben, Filmmonstern (so eine Art Mischung aus Greifvogel und Dinosaurier) und ekstatisch tanzenden Indios in „Die Before You Wake“.
Alles ganz ähnlich beängstigend wie die Musik, denen die vier Filme zugrunde liegt.
„Wicked Delights“ beschäftigt sich dann mit der Zerstörung der Umwelt, indem man der Erde ihrer Rohstoffe – beispielsweise durch Ölbohrungen oder das Fracking – beraubt.
„Guiding Voice“, der mit überdeutlichen PINK FLOYD-Referenzen versehene Song, thematisiert die Gefahr der Atomkraft, indem es aus einem atomaren Bomben-Pilz ein gigantisches Monster entstehen lässt.
Das letzte Video „Amnis Flows Aeternum“ nimmt sich dann der Vergeudung aller Ressourcen durch unsere Gier nach Reichtum und Wohlstand an und zeichnet ein unerbittliches Bild davon, was die Allmacht des Geldes erst mit den Menschen, dann der Gesellschaft und schließlich der ganzen Welt anrichtet.

Beim Cover tritt mal wieder die gute Tochter Freyja in die übergroßen Fußstapfen ihres Vaters ROGER DEAN und meistert das mit diesem finsteren Vollmond-Cover mit Bravour.

FAZIT: Der progressive Multiinstrumentalist BEN CRAVEN, der sich langsam, aber immer sicherer zum 'australischen ROBERT REED' mausert, weckt summa summarum mit seinem Album „Monsters From The Id“ auf Audio-CD und DVD alle progressiven Monster der Retro-Ära, die jeden Musikfreund sicher schon oft um den Schlaf gebracht haben, weil sie eben Klangwelten schufen, in die man versinken und die Zeit vergessen konnte. Egal ob das nun PINK FLOYD oder STEVE HACKETT, RICK WAKEMAN oder ELP waren. BEN CRAVEN ist deren Schüler, der sich selber immer mehr zum großen Meister – diesmal allerdings der finsteren Mächte – mausert. Starke Scheibe – und besonders stark ist zudem, dass sie zusätzlich auch dolbydigital ihren bombastischen Klang entfaltet und sogar vier echt sehenswerte und sehr zeitkritische Videos enthält.

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.08.2022

Tracklist

  1. <b>CD:</b>
  2. Die Before You Wake
  3. Amnis Flows Aeternum
  4. <b><i>Bonus Tracks:</b></i>
  5. Die Before You Wake (Single Edit)
  6. Wicked Delights (Single Edit)
  7. Guiding Voice (Single Edit)
  8. Amnis Flows Aeternum (Single Edit)
  9. <b>DVD:</b>
  10. Die Before You Wake
  11. Amnis Flows Aeternum
  12. <b><i>Bonus Tracks:</b></i>
  13. Die Before You Wake (Single Edit)
  14. Wicked Delights (Single Edit)
  15. Guiding Voice (Single Edit)
  16. Amnis Flows Aeternum (Single Edit)

Besetzung

  • Bass

    Ben Craven

  • Gesang

    Ben Craven

  • Gitarre

    Ben Craven

  • Keys

    Ben Craven

  • Schlagzeug

    Ben Craven

Sonstiges

  • Label

    Desert Comb Records/Just For Kicks

  • Spieldauer

    109:50

  • Erscheinungsdatum

    06.05.2022

© Musikreviews.de