„Because We Can!“ ist der aufmüpfige Untertitel des Live-Albums, das Ben Granfelt im Oktober 2019 im Vuatolo Club in Helsinki einspielte. Rund ein Vierteljahr bevor Corona zur gewaltigen Zäsur für eventuelle Auftritte wurde. Mit „Live… Because We Can“ zeigen Granfelt und seine Kollegen in mitreißender Weise vor heimischen Publikum wie schmerzlich diese Zwangspause (gewesen?) ist.
Das Quartett spielt messerscharfen Blues-Rock, mit der Betonung auf „Rock“, herzerweichende Balladen und hat zudem zwei hervorragende Cover-Versionen im Programm. Dass das abwechslungsreiche „Faith, Love & Hope“ eine Wonne ist, liegt nahe, da Granfelt lange genug bei WISHBONE ASH mitgewirkt hat (und Co-Autor ist). Sein prägnantes Saitenspiel lässt den Song ohne ergänzende „Twin Guitar“ und mit feiner Reggae-Einlage glänzen. Noch fulminanter, weil überraschender, ist das PINK FLOYD-Cover „Breathe“. Der Song wird entschlackt und geerdet, ohne dass ihm die meditativen, psychedelischen Grundlagen entzogen werden. Das Paradebeispiel einer gelungenen Interpretation fremden Materials.
Doch auch die Eigenkompositionen haben es in sich. Exzellent klingend, überzeugen die krachigeren Stücke wie „Mind Your Head and Watch Your Step” oder “Check Up From The Neck Up” durch Präzision und Spielfreude, die langsameren Tracks sind von sehnsuchtsvoller Intensität.“Soul Searching”, mit schönem Gruß an SANTANA, geht wie selbstverständlich zu PINK FLOYD über.
Ben Granfelt muss sein Können nicht um jeden Preis unter Beweis stellen, seine Soli sind keine in die Länge gezogenen Kapriolen, er versteht es, im Bandgefüge aufzugehen, lässt Raum, wenn Tasten oder Rhythmusgruppe übernehmen. Kasper Mårtensons Keyboardspiel setzt dabei besondere Akzente durch Dezenz und gleichzeitig höchste Effektivität. Achtzig Minuten pure Spielfreude, ein Genuss für seine Zuhörer.
FAZIT: „Live… Because We Can“ zeigt den guten, alten (Blues)-Rock von seiner stärksten Seite. Das ist von einer ungekünstelten wie kunstvollen Power, die schnelle Stücke energisch vorantreibt und langsame beseelt gewähren lässt. Ob Blues-, Soft-Rock, Americana („Wayward Child“ paradiert lustvoll zwischen Rich Hopkins und Neil Young) oder Reggae – Ben Granfelt und seine Mitmusiker können es einfach. Ein herausragendes Live-Album.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.03.2022
Masa Maijanen
Ben Granfelt, Masa Maijanen, Miri Miettinen
Ben Granfelt
Kasper Mårtenson
Miri Miettinen
A1 Records/Broken Silence
79:04
15.10.2021