Während BLACKLIST nach ihrem 2009 erschienenen Debütalbum "Midnight of the Century" aus nicht öffentlich bekannten Gründen tatenlos blieben, dürfte sich Vordenker und Frontmann Joshua Strachan insgeheim geärgert haben, als er sah, was die britisch-finnische Freundschaft Beastmilk 2013 mit ihrem Einstand "Climax" schaffte - den Sound von Post-Punk-Pionieren wie Joy Division, Bauhaus und The Sound auf kompaktes Songwriting übertragen und mit dieser Formel Hits im Dauerakkord heraushauen.
Während die zwischenzeitlich zu Grave Pleasures umbenannte Gruppe um Hexvessel-Kopf Mat McNerney an ihrem seinerzeit etablierten Konzept festhält und Betrachtungen über Liebe mit einer apokalyptischen Bildersprache konterkariert, scheint die New Yorker Formation diesen ästhetischen Faden auf ihrem zweiten Album aufzugreifen. Die Songs auf "Afterworld" setzen sich nämlich inhaltlich mit der Bedeutung von Liebe in einer Zeit des politischen und ökologischen Zusammenbruchs auseinander.
Stilistisch knüpfen BLACKLIST aber an ihre erste LP an, statt ihren europäischen Zeitgenossen nachzueifern. Das aktuelle Material der Gruppe ist überwiegend ruhig gehalten und rückt als wesentliche Klangfarben nicht nur Synthesizer, sondern auch Strachans Saxofon ins Schlaglicht. Das macht die Platte vielschichtiger als ihren Vorgänger und definitiv weniger Metal-kompatibel, als es der dringliche Sound von Beastmilk/Grave Pleasures ist.
Was vergleichbare zeitgenössische Bands betrifft, ähneln die Stimmung und Soundkulisse von "Afterworld" am ehesten Secrets of the Moons Schwanengesang "Black House" (2020), zumal die Gothic-Altmeister Fields of the Nephilim auch BLACKLIST nicht bloß touchiert, sondern mindestens zaghaft angestoßen haben.
FAZIT: "Afterworld" ist ein würdevolles Comeback einer Underground-Cold-Wave-Retro-Band, die nach langer Auszeit leider den Anschluss verpasst hat und es sich mit seiner sperrigen, aber fesselnden neuen Musik nicht leicht macht. Demzufolge ist die Platte ein gefundenes Fressen für echte Goth-Nachtschattengewächse vom alten Schlag. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/2453b49272af4c2dbf72f0cad4d46aeb" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.10.2022
Ryan Rayhill
Joshua Strachan
James Minor, Chad Dziewior
Joshua Strachan
Glenn Maryansky
Joshua Strachan (Saxofon)
Profound Lore
46:33
28.10.2022