Als das Wiener Pärchen ALEX KÖCK und STEPHANIE WIDMER nach einer Reise durch Südostasien und Australien 2016 ins heimatliche Österreich zurückkehrte und dort begann, unter dem Fantasienamen CARI CARI Musik zu machen, bevor sie dann – fünf Tage nach dem Brexit – nach London zogen, um dort ihre Debüt-LP „Anaana“ einzuspielen (mit dem Ziel, die Musik in einem Quentin Tarantino Film zu platzieren, wie gemunkelt wurde), sah die Welt ja noch ein bisschen anders aus. Vielleicht liegt es gerade daran, dass das nun – während der Pandemie in einem österreichischen Nationalpark eingespielte – zweite CARI CARI-Album „Welcome To Kookoo-Island“ immer noch von psychedelischem Fernweh mit Science-Fiction- und Exploitation-Flair geprägt ist, denn neue Reise-Impressionen haben CARI CARI ja während der Pandemie nicht wirklich sammeln können.
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Sagen wir mal so: Während die Sache musikalisch etwas weniger wild und spinnert angelegt ist als das Debüt-Album, wurden die inhaltlichen Themen ganz schön aufgeblasen und finden nun in einem Kosmos aus Science-Fiction, B-Movies, Retro-Referenzen und Kinderkram statt.
Doch was der Musik vielleicht an Wildheit fehlen mag, wird wett gemacht in den phantasievollen Videos, in denen Alex und Stephanie ihre schauspielerischen Künste in verschiedenen kunterbunten Film-Settings präsentieren: In „Around The Bend“ im Super-8-Look, „Jelly Jelly“ in einer Michael-Gondry Pappmaché Spielzeug-Deko, „Zdarlight 1992“ als Wayne's World-Re-Enactment oder als Avatare in „Belo Horizonte“ in einer computergenerierten Pop-Art-Animation.
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Die Hälfte der Tracks ist – wie schon angedeutet - in Form von vergleichsweise versöhnlich balladesken Nummern (gerne mit karibischem Flair) angelegt, von denen Alex im Falle des Titeltracks sogar sagt, dass dieser von der Stimmung her weniger als Soundtrack für einen Quentin-Tarantino-Film geeignet sei, als vielmehr einer für Wes Andersons „Moonlight Kingdom“.
Das wird auch dadurch deutlich, dass der zweite Teil des Schlusstracks mit dem malerischen Titel „Departure From Kookoo Island“ dann gleich als elegische Schlussmusik eines Soundtracks angelegt ist, die über den Credits des betreffenden Filmes abgespielt wird.
Alles in allem ist „Welcome To Kookoo Island“ so – zumindest auf der musikalischen Ebene – ernsthafter angelegt als das Debüt, was dann durch die überdrehten Inhalte und Videos nur zum Teil ausgeglichen wird. Vielleicht lassen sich CARI CARI 2022 so auch einfach mal nur musikalisch goutieren?
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FAZIT: Als CARI CARI 2018/2019 mit Blues-Gitarre, Drums und selbstgebasteltem Bauhaus-Didgeridoo die Musikszene aufmischten, geschah das mit einer gewissen Unbedarftheit. Stephanie Widmer etwa erzählte, dass sie auf der fachlichen Ebene eigentlich nie etwas gelernt habe und das Drum- und Didgeridoo-Spielen ganz intuitiv betreibe und Alex Köck ergänzte, dass es ihm nicht darum ginge, zu zeigen, dass er ein guter Gitarrist oder Sänger sei, sondern etwas zu verspüren, wenn er spiele. Und den Ansatz, immer gerade dann etwas auszuprobieren, wenn der Verstand sagte, dass man das eben besser nicht machen solle, erhoben CARI CARI weiland gar zu ihrem Credo. Es wird sich also zeigen müssen, in wie weit die Entscheidung, auf der zweiten LP nicht etwa noch eins draufzusetzen, sondern das Heil stattdessen in der musikalischen Moderation zu suchen, sich in Zukunft auswirken wird.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.09.2022
lex Köck, Stephanie Widmer
Alex Köck
Stephanie Widmer
Stephanie Widmer (Didgeridoo)
Triple Records
35:02
16.09.2022