Nach ihrem aufhorchen lassenden Einstand mit der EP "The Skeleton Spectre" trumpfen die Salzburger Death-Metal-Enthusiasten DAETH DAEMON nun mit ihrem ersten Longplayer auf und setzen der wilden wie technisch herausfordernden Musik ihrer Jugend ein groteskes Denkmal, welches, von frischem Blut überströmt, zwar stilistisch aus der Zeit gefallen scheint, für Fans und Freaks allerdings kaum weniger als anbetungswürdig sein dürfte.
Es ist schon erstaunlich, wie gelungen die Kompositionen der Österreicher dieses Mal auf den Punkt kommen, wie eingängig jedes Lied geraten ist, verschiedenste Einflüsse so konsequent verdichet werden, dass einige Passagen beinahe wie Klassiker-Zitate klingen, und doch scheinbar alles locker und mit viel Spaß an der Freude von der Hand geht. Verkopft klingen DAETH DAEMON nämlich nie, sondern bereits beim ersten Hören wird klar, dass diese Songs dafür gemacht sind, live zu zünden und für ordentlich Bewegung vor der Bühne zu sorgen.
Zur Eingängigkeit trägt die famose Verwebung verschiedener Stile und Einflüsse bei: Einigen Passagen ist anzuhören, was der frühe Death Metal dem Thrash zu verdanken hatte, andere Abschnitte illustrieren symbolisch den Willen, das rohe Gehack(t)e hinter sich zu lassen und Brutalität technisch auf die Spitze zu treiben, Kniefälle vor Morbid Angel und Death werden mit stolzgeschwellter Brust vollzogen, einige Gitarrenmelodien verleiten wiederum die Hörer zum Niederknien, und beim ranzigen Gedresche geben die sprichwörtlichen Hummeln im Hintern das hurtige Tempo vor. Stockholm und Florida klingen ebenso relevant an wie die Brutstätten des Bösen im deutschsprachigen Raum, selbst epische Melodieläufe und atmosphärische Zwischenspiele finden innert der nicht mal 33 Minuten ihren Raum, ohne dass es zu konstruiert klingt. Das Intro "Deathspell Glacier" hätte auch in der Horror-Hörspielreihe Gabriel Burns Verwendung finden können. Welche unaussprechliche Gefahr lauert bloß unter dem vermeintlich ewigen Eis?
Auch ohne Gastbeiträge wäre dieser Langspieleinstand für Death-Metal-Freaks ein gefundenes Fressen, doch die Darbietung von Martin Schirenc wird Fans ebenso freuen wie die Exhumierung des früheren Belphegor-Sängers Mäxx Crusher - roots, bloody roots!
Hatte ich bei der EP noch gemäkelt, dass das Klangbild doch etwas arg sauber geraten sei, brauche ich diese Kritik nicht mehr zu wiederholen, denn in all seiner Vielschichtigkeit kommen epische wie vertrackte Parts - neben dem "garstigen" Death Metal - und sogar Soundtrack-Elemente ziemlich grandios zur Geltung.
FAZIT: Von der Neuerfindung des Death Metal könnten DAETH DAEMON mit "Span Of Aeons" kaum weiter entfernt sein, stattdessen huldigen sie dem Todesblei der späten Achtziger und frühen Neunziger auf so unwiderstehliche Weise, dass nicht mehr ganz taufrische Semester wohl ermutigt werden, die morschen Knochen wieder mal knacken zu lassen und Spätgeborene hoffentlich bald live gezeigt bekommen, wie verwegen der "gute, alte" Death Metal vor 30 Jahren klang und auch heute noch mitreißen kann.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.03.2022
T.K.
S.M.
T.K., A.P.
C.K.
Ván Records
32:39
18.03.2022