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Damien Jurado: Reggae Film Star

Stil: Singer/Songwriter

Cover: Damien Jurado: Reggae Film Star

12 Tracks in gerade mal 35 Minuten unterzubringen ohne dass - subjektiv gesehen – irgend etwas fehlt oder zu kurz kommt, muss man ja auch erst mal hinbekommen. Für einen musikalischen Ökonomen wie DAMIEN JURADO ist das allerdings überhaupt kein Problem. Mag sein, dass JURADO selbst in Fan-Kreisen als stilistisch unberechenbar gilt – in einer Hinsicht ist er jedoch stets verlässlich: Mit den gegebenen Mitteln – und seien sie noch so knapp bemessen – auf immer wieder neue Weise höchst effektive und im besten Falle brillantes Songmaterial auf die Beine zu stellen.

Und das ist ihm mit seinem neuesten Werk auch wieder auf anrührende und überzeugende Weise gelungen.

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Selbst wenn der Titel des Albums es nahelegt, ist DAMIEN nicht zu einem „Reggae Film Star“ geworden – aber er macht einen zum Thema seines neuen Werkes, das er mit dem Produzenten und Multiinstrumentalisten JOSH GORDON im Kalifornischen Irvine einspielte. „Reggae Film Star“ ist dabei aber kein Porträt eines solchen – oder gar eine durchgehend erzählte Geschichte. Stattdessen erschuf JURADO ein Kaleidoskop an Szenen, Vignetten, Situationen, Gesprächen und Momenten, die in der Welt von Film und TV angesiedelt sind und letztlich Menschen beschreibt, die auf etwas warten – ihren Auftritt, eine Chance, ihren Durchbruch oder bessere Zeiten. Das ist auch dann sehr glaubwürdig und unterhaltsam, wenn es keine Storylines zu verfolgen gibt, denn JURADO ist ein Meister darin, seine Slice-Of-Life-Bubbles mit Details, Namen und Spezifika anzureichern, die nun wirklich jedermann (und -frau) ansprechen.

Musikalisch orientiert sich der Meister auf seinem 18. Studioalbum (und dem zweiten auf seinem eigenen Label Maraquopa) an dem relaxten Akustik-Setting, das er sich für das Vorgängeralbum „The Monster Who Hated Pennsylvania“ angeeignet hat – und geht ganz darin auf; was angesichts dessen, was er alles schon musikalisch ausprobiert hat, schon erstaunlich ist.
Tatsächlich scheint JURADO sich in dieser musikalischen Umgebung so wohl zu führen, dass er nun – nach dem Monster-Album – bereits sein zweites songwriterisches Meisterwerk in Folge vorlegt. Und das, obwohl er sich dem traditionellen, linearen Geschichten-Erzählen (eigentlich dem Kerngeschäft eines jeden Liedermachers) konsequent verweigert und stattdessen auf assoziative Bilderwelten und fiktive Charaktere setzt.

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FAZIT: Folk, Rock, Hardrock, Avantgarde, Indie-Pop und Americana – was hat DAMIEN JURADO im Laufe seiner fast 30-jährigen Laufbahn als Songwriter und Musiker nicht schon alles versucht. Es brauchte dann offensichtlich die Pandemie, um ihn auf eine naheliegende Idee zu bringen: 2021 gründete er sein erstes eigenes Label MARAQUPA Records und veröffentlichte das Album „The Monster Who Hated Pennsylvania“ in einem weitestgehend reduzierten musikalischen Setting, das den Geschichten – bzw. Szenarien – seiner Songs aber umso mehr Raum zur Entfaltung bietet. Ganz alleine mit seinem Produzenten JOSH GORDON erschuf er die 12 neuen Songs von „Reggae Film Star“ nun mit bemerkenswerter Ökonomie und Effektivität in einem ganz ähnlichen Umfeld – und schaffte es in Kombination mit dem konzeptionellen Rahmen erneut einen songwriterischen Coup zu landen.

Punkte: 14/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.06.2022

Tracklist

  1. Roger
  2. Meeting Eddie Smith
  3. Roger's Audition
  4. What Happened To The Class Ob '65
  5. Location, Undiscloded (1980)
  6. Day Of The Robot
  7. Ready For My Close Up
  8. Taped In Front Of A Live Studio Audience
  9. Whatever Happened To Paul Sand?
  10. Lois Lambert
  11. The Pain Of No Return
  12. Gork Meets The Desert Monster

Besetzung

  • Gesang

    Damien Jurado

  • Gitarre

    Damien Jurado

Sonstiges

  • Label

    Maraquopa Records

  • Spieldauer

    35:16

  • Erscheinungsdatum

    24.06.2022

© Musikreviews.de