Der Pressetext verweist auf DREAM THEATER, SYMPHONY X, STYX und KANSAS, doch das Debüt des DEATON LEMAY PROJECTs liegt, bereits wegen der flirrenden Tastensounds, viel näher bei den späten EMERSON, LAKE & PALMER sowie U.K.. KANSAS geht klar, insbesondere beim Track „Air“, zu dem Liza Evans feine Violinenklänge beisteuert. Dank Hadi Kianis volltönendem Gesang sind auch härtere SAGA nicht fern. Michael Sadler funktioniert als vager Referenzpunkt, der im Info erwähnte Dennis DeYoung geht auch durch. Bei Lied Nummer neun übernimmt Roby Deaton das Mikrophon. All zuviel Text hat er aber nicht.
„THE Fifth Element“ ist ein Retro-Fest für Freunde oben genannter Bands. Keyboards dominieren, oft geht es deftig zur Sache, wobei die Härte moderat bleibt, in Powermetal-Ränge stößt das DEATON LEMAY PROJECT nicht vor. Aber das macht nichts, denn auf dem Album wird aus dem Vollen geschöpft, die satten Tastenklänge ergänzen sich gut mit der scharfkantigen Gitarre, Craig LeMay sorgt für ordentlich Druck an den Drums. Das ist feister Progressive Rock mit gelegentlich AOR-Schlagseite. Gefällt wohl, auch wenn die Songs mal etwas unscheinbar daherkommen.
Doch wird nicht nur gebrettert, das DEATON LEMAY PROJECT liefert auch runtergedimmte Musik fürs „Rendezvous 6.02“. Zwar (und vielleicht glücklicherweise) ist kein „Dust In The Wind“ dabei, aber das romantische Pianostück „Dragonfly“, das erst andächtige, dann kräftige „A Different Place In Time“ sowie „Air“ sind gepflegte Powerballaden. Die zweite Hälfte gehört der thematisch zusammenhängenden „Elements Of Life Suite“, die, oh Wunder, Geschichten zu den fünf Elementen zum Inhalt hat. Muss man nicht zwingend am Stück hören, hat aber einen langen Atem und bleibt über die gesamte Strecke kurzweilig, voller Pomp und großer Gesten. Mit ein wenig Luftholen zwischendurch.
FAZIT: Retro-Prog mit Wumms und Affinität zu härterem melodischem Rock. Das macht, laut gehört, in der richtigen Stimmung Laune, auch wenn manches aus der großen Rührküche kommt, die man zur Genüge kennt. Aber die Präsentation ist spritzig, die Handwerkskunst formidabel, da lässt sich ein bisschen Bekanntes, Verwandtes und stellenweise Flaches leicht verschmerzen. Wer zwischen EL&P, U.K., KANSAS und SAGA einen nostalgischen Abend verleben möchte, ist beim ersten Album des DEATON LEMAY PROJECTs gut aufgehoben. Fürs europäische Publikum gibt es sogar einen siebenminütigen Bonustrack obendrauf.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.12.2022
John Haddad, Charles Berthoud
Hadi Kiani, Roby Deaton
Ehsan Imani, Josh Mark Raj, Roby Deaton
Roby Deaton
Craig LeMay
Liza Evans (violin)
Progression Promotion Records
70:16
17.10.2022