Da man sich im Zuge der Neuauflage des gesamten EARTHLESS-Backkatalogs wieder oder zum ersten Mal mit dem Schaffen des Jam-Rock-Trios aus San Diego in Kalifornien vertraut machen konnte, lässt sich auf das nun erscheinende neue Album beruhigt konstatieren: Alles ist beim Alten geblieben.
Das heißt, auf "Night Parade Of One Hundred Demons" sprengt die Band abermals sämtliche Grenzen, was Track-Längen angeht, denn allein das Titelstück veranschlagt knapp 42 Minuten für sich und musste deshalb (auch in Hinblick auf eine Vinyl-Veröffentlichung) in zwei Teile aufgesplittet werden. Darüber hinaus brauchen EARTHLESS nur noch eine weitere Nummer, die gleichfalls 20 Minuten dauert, so wie man es von der nach wie vor in ihrer ursprünglichen Besetzung aufspielenden Truppe gewohnt ist.
Was bringt ´Night Parade Of One Hundred Demons´ nun also genau - neue Erkenntnisse vielleicht? Jein. Der erste Teil des Titeltracks schwebt gut sieben Minuten lang in einem nebelhaften Pink-Floyd-Äther, bevor Mike Eginton und Mario Rubalcaba einen nervösen Beat aufs Parkett legen, damit Isaiah Mitchell seinen inneren David Gilmour endlich im vollen Umfang ausleben kann. Lyrische Melodien wie sein britisches Pendant gelingen dem Gitarristen zwar nicht, dafür strahlt die Nummer jedoch eine zusehends düsterere Stimmung aus, bevor sie in einer Riff-Orgie mit lang ausklingendem Feedback endet.
Teil zwei beginnt schlagartig mit hypnotischem Getrommel, und die Klampfe fängt wieder zu singen an, ohne dass sich eine steter Groove herauskristallisieren würde. Er in der Halbzeit schießen die drei Musiker gemeinsam geradeaus, und Mitchell hebt zu einem seiner berüchtigten Dauer-Solos an, dessen Flow er über mehrere Rhythmuswechsel hinweg bis zum abermals Feedback-schwangeren Finale halten kann - sehr "jammig", sehr fiebrig, sehr "live", das…
Das abschließende ´Death To The Red Sun´ betont hingegen die kompositorischen Qualitäten der Gruppe, da es auf handfeste Riff-Motiven beruht, die wiederkehren und eine gewisse Eingängigkeit ermöglichen. Das sich dramatisch zuspitzende Ende könnte zum Ausklang auch nicht besser gewählt sein.
FAZIT: EARTHLESS in gewohnter Form bei geringfügiger Schwerpunktverlagerung - die Amerikaner bleiben eine Ausnahme-Instrumental-Band im Zeichen von Heavy Blues, Stoner und Psych Rock, wobei "Night Parade Of One Hundred Demons" frisch finstere Akzente setzt, wie man sie bisher nicht allzu von der Band gehört hat. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/3e8d8e66a5dc46eba828d00226404653" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.01.2022
Mike Eginton
Isaiah Mitchell
Mario Rubalcaba
Nuclear Blast / Rough Trade
45:33
28.01.2022