„Seven Whites“ beginnt mit schleichendem Mitternachtsjazz. Das Trio umkreist sich mit zarten Klängen, strebt auseinander und kommt wieder zusammen. „Down Pillow“ ist eine Studie in inniger Vertrautheit. Diese Kunst des sich aufeinander verlassen zu können, kommt später noch mehr zum Tragen. Wenn die Klänge freier, experimentierfreudiger werden, sich das Tempo erhöht, die Stücke fast zerfallen, doch immer wieder eingefangen werden vom nicht nur technisch sehr versierten Trio. Explosive Brutalität bleibt per se außen vor.
Schultze, Ehwald und Rainey brillieren gerade durch ihre ökonomische Zartheit. Hier werden die Instrumente eher gestreichelt als malträtiert, auch wenn es heftiger zur Sache geht („Elfen“ bietet fast schon hämmernden Punk-Jazz), bleibt der Sound durchsichtig und klar, woran die saubere (aber nicht klinische) Produktion ebenfalls ihren Teil zu beiträgt.
Die Tracks sind kompakt, lediglich das lustvoll herumtändelnde „Tree Shynes“ ist mit etwas über neun Minuten ein Ausreißer. Das sorgt für eine hohe Intensität, ohne angestrengt zu klingen. Zudem wissen die Musiker die Kunst der Zurückhaltung und Pausen zu schätzen, lieber wird ein Nachhall verfolgt, als Tonfolge auf Tonfolge zu setzen. Sorgt auch bei herumtastenden, marodierenden Passagen für eine Sicherheit, bei der niemand verlorengeht.
FAZIT: „Seven Whites“ ist ein klangstarkes Album, das gekonnt mit Schattierungen spielt. Noir-Balladen treffen auf wild bewegte, improvisiert klingende Passagen. Das harmoniert, weil Piano, Saxophon und Drums sich sowohl umeinander tänzelnd wie im Verbund zielgerecht ergänzen und Feinzeichnung über allem steht.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.02.2022
Stefan Schultze
Tom Rainey
Peter Ehwald - ts
Jazzwerkstatt
39:19
17.12.2021