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Elder: Innate Passage

Stil: Progressive Rock

Cover: Elder: Innate Passage

Auf ihrem sechsten Studioalbum spinnen ELDER den musikalischen Faden des im Frühjahr 2020 erschienenen Vorgängers „Omens“ weiter, wohingegen es in den enthaltenen Stücken unter inhaltlichen Gesichtspunkten weniger politisch als persönlich zugeht. Die längst hauptsächlich in Berlin ansässige Band aus den Vereinigten Staaten beschäftigt sich auf "Innate Passage" laut Hauptkomponist und Frontmann Nick DisSalvo mit dem menschlichen Umgang mit dem Surrealen und Fantastischen, zu denen wir alle einen angeborenen ("innate") Hang haben, wohingegen Übergänge ("passage") für die Wandlungen stehen, die wir in unserer Entwicklung durchlaufen müssen.

Losgelöst von dem zugrundeliegenden Konzept funktioniert die Band auch weiterhin als vorausschauender wie unberechenbarer Psychedelic- bis Prog-Rock-Act, der zwar mit altbewährten Stilmitteln arbeitet, aber weder altbacken noch abgeschmackt "retro" beziehungsweise "vintage" klingt. ´Catastasis´ beginnt heavy, aber in zuversichtlicher Stimmung, vor allem wenn während der flammenden Gitarrenleads buchstäblich die Sonne am Horizont aufgeht.

´Endless Return´ ist ähnlich Melodie-verliebt - ´The Purpose´ zum Schluss noch mehr - und legt noch eine Schippe Rock´n´Roll-Breitbeinigkeit drauf, wie man sie bislang nicht von ELDER kannte. Irgendwie ist es, als sei der Knoten geplatzt, und die Kunde der Qualitäten der nach wie vor überwiegend unter Insidern geschätzten Gruppe habe sich so weit herumgesprochen (auch dank ihrer Kollaboration mit Kadavar), dass DiSalvo endlich seinen eigenen Hype glaubt.

Darf er! "Innate Passage" bietet zudem einige der aufwändigsten mehrstimmigen Gesangsarrangements, die Elder je hatten. Neben DiSalvo singt auch erstmals ein Gast mit, nämlich Behrang Alavi von Samavayo, was super zu der Grunge-Schlagseite passt, die das eine oder andere Stück aufweist. Das eindringliche ´Coalescence´ schlägt mit komplexer Rhythmik, Piano und euphorischer Stimmung zu Buche, wobei es die mittige Position in der Tracklist wie das Auge eines Sturmes anmuten lässt.

Die Viertelstunde ´Merged in Dreams / Ne Plus Ultra´ ist anschließend ein proggy Traum aus Synthesizern, hypnotischen Grooves und eindrucksvollen Gitarrenwänden, die bei angezogenem Tempo Proto-Metal-Terrain streifen.

FAZIT: ELDER übertreffen sich selbst auf "Innate Passage", denn während die Band an ihrem angestammten Psych-Prog-Gebräu festhält, legte sie die Messlatte während der Arbeit an "Innate Passage" anscheinend überall höher an - Songwriting episch, Zusammenspiel gefühlvoll wie virtuos, Sound klassisch und dennoch zeitgemäß wuchtig… Was will man mehr außer ein paar Stellen weniger, an denen sich die Musiker unnötig weitschweifig ausdrücken? <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/784b881cfab64b8a9d8266df1bbb8db1" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.11.2022

Tracklist

  1. 01] Catastasis
  2. 02] Endless Return
  3. 03] Coalescence
  4. 04] Merged In Dreams / Ne Plus Ultra
  5. 05] The Purpose

Besetzung

  • Bass

    Jack Donovan

  • Gesang

    Nick DiSalvo

  • Gitarre

    Mike Risberg, Nick DiSalvo

  • Keys

    Nick DiSalvo

  • Schlagzeug

    Georg Edert

Sonstiges

  • Label

    Stickman / Cargo

  • Spieldauer

    53:55

  • Erscheinungsdatum

    25.11.2022

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