Im letzten Jahr veröffentlichte die Nürnberger Musikerin ELENA STERI eine erste – mit 7 Tracks recht aussagekräftige – EP mit dem malerischen Titel „Chaotic Energie“. Wenngleich auch ihre Musik – eine Art von eklektisch ausgelegtem Art-Pop – keinesfalls chaotisch ausgelebt wurde, schien aber dennoch die zugrundeliegende Triebfeder für ihr Tun einer zumindest verwirrenden, oftmals aber auch chaotischen Gefühlswelt entsprungen zu sein.
Geht man nun also rein nach dem Titelthema, so scheint sich ELENA auf ihrem nun vorliegenden Debüt-Album „Soft Trigger“ insoweit sortiert zu haben, dass sie sich bewusst und dezidiert auch auf ihre politischen und sozialen Themen einschießen kann.
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Auch „Soft Trigger“ ist wieder eine Selbstfindungsscheibe – nur halt eine von einer Person, die sich bereits gefunden hat – und auf dieser Ebene dann die Konsequenzen dieses Prozesses nutzt, sich mit den Themen Empowerment und Feminismus zu beschäftigen, sich aber in Tracks wie „Mailman“ auch mit ihren Ängsten und Neurosen auseinandersetzt. Dabei bewegt sie sich in einem FLINTA*-Umfeld und arbeitet mit Künstlerinnen wie NOVAA oder MARIA BASEL als Co-Produzenten zusammen, um die femininen Aspekte ihres Tuns auch produktionstechnisch deutlich zu machen. Allerdings ist sie in dieser Hinsicht weniger militant als viele ihrer Kolleginnen und nutzt auch das Fachwissen etwa des Produzenten TENDER PEAKS und ihres musikalischen Partners JAN KERSCHER, um die vielen musikalischen Aspekte ihres Tuns einzufangen.
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ELENA STERI geht sogar noch einen Schritt weiter und versetzt sich in den beiden Tracks „That's What He Said“ und „That's What He Thought“ in die Gedankenwelt eines Mannes, um ihre Studien der verschiedenen Aspekte des Rollenverständnisses auch in dieser Hinsicht abzusichern.
Es wäre also sicherlich nicht übertrieben, „Soft Trigger“ als ein politisch motiviertes Artpop-Album zu bezeichnen.
Zugleich ist es aber auch eine besonders persönliches und auf der musikalischen Seite beeindruckend vielseitiges und stilistisch breit gefächertes.
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FAZIT: Als sich ELENA STERI mit dem Produzenten JAN KERSCHER zusammentat, um ihre musikalischen Ideen ohne Denkverbote umzusetzen, wurde schnell deutlich, dass sich die Nürnbergerin keinesfalls für ein bestimmtes Genre entscheiden würde. Das wird auch auf ihrem Debüt-Album „Soft Trigger“ deutlich, auf dem sie, Kercher und ihre bewusst ausgewählten Produktionspartner ihrer Phantasie freien Lauf lassen und zwischen E-Pop, Prog-Rock, Neo-Klassik, Ambient, Club und R'n'B in einem semi organisch/elektronisch angerichteten Produktionsumfeld alle Elemente auf letztlich schlüssige Art in eigenständig ausformulierten Pop-Songs verquicken. Dabei bleibt es nicht bei den im Titel angedeuteten „weichen Auslösern“, denn in dem Titel „Not Gonna Lie“ greift sie erstmals auch auf ihre Wut als Inspirationsquelle zurück und lässt es musikalisch demzufolge auch mal ordentlich krachen.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.10.2022
Elena Steri
Listenrecords
41:43
14.10.2022