Gab es aus Österreich früher öfter eher Bodenständiges und Konventionelles in Sachen Indie-Pop, so hat sich in den letzten Jahren (insbesondere in Wien) eine breit gefächerte Szene eigenständiger und kreativer Acts entwickelt, zu denen – spätestens seit der Veröffentlichung ihres Debüt-Albums „What Do You Desire?“ - auch ELISA GODINO und AARON HADER mit ihrem Duo-Projekt ELIS NOA gehören.
ELIS NOA fühlen sich grundsätzlich dem E-Pop-Setting in einer jazzigen, R'n'B-orientierten Ausprägung verpflichtet. Das Interessante dabei ist der Umstand, dass ELIS NOA auf der musikalischen Seite durchaus mit der Ästhetik des Genres flirten (wobei auf diesem zweiten Album deutlich mehr organische Akzente – beispielsweise durch Gitarren- und Saxophon-Sounds – ins Spiel kommen, als auf dem Debüt), aber nicht mit den gesanglichen und inhaltlichen Manierismen, die in der US-Variante dieses Genres dominieren.
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Stattdessen sind die Songs von ELIS NOA auch auf dem neuen Album um die poetisch/philosophischen Lyrics herum aufgebaut.
Schon auf dem Debüt zeigten ELISA und AARON, dass es sich lohnt, die Fragen des Lebens mit sich selbst zu diskutieren und den Hörer an diesem Prozess teilhaben zu lassen.
Auch auf dem zweiten Album geht es dabei nicht darum, Antworten zu finden, sondern zu Erkenntnissen zu kommen. So beschäftigt sich ELISA – die für die gesangliche Umsetzung zuständig ist – auf „I Was Just About To Leave“ mit Unsicherheiten und Selbstzweifeln und wie man damit umgehen sollte (vielleicht durch Einlenken oder Loslassen? Go figure!). Unterstützt wird das alles durch mehrere kurze Interludien in Gedichtform. Selbstfindung in Reinkultur! Einfach, weil man solche inhaltlichen Bemühungen in einem ansonsten eher auf Sounds und rhythmische Aspekte konzentrierten Setting kaum erwartet, nehmen ELIS NOA eine Ausnahmestellung auf dem R'n'B-Pop-Sektor ein.
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FAZIT: AARON HADER erklärte einmal, dass er sich in Bezug auf die musikalische Aufbereitung von seinen Gefühlen (und nicht seinen Produktionskenntnissen) leiten lasse. Das macht sich auf dem neuen Werk von ELIS NOA dadurch bemerkbar, dass alle Tracks in einem sachte groovenden, balladesken Downtempo-Setting angerichtet sind und durch die Hinzunahme (zwar stark verfremdeter) organischer Bestandteile dem soulig/jazzigen Gesang von Elisa Godino Raum zur umfangreichen Ausbreitung gegeben wird. Das war auf dem Debüt zwar bereits schon so – aber dieses Mal geht das Konzept hinter „I Was Just About To Leave“ in melodischer, harmonischer und – nun ja – emotionaler Hinsicht deutlich besser auf.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.05.2022
Elisa Godino
Aaron Hader
Las Vegas Records
31:29
27.05.2022