Das ruhig getragene Intro ´Ich bin´ geht mit zart lautmalerischem Chorgesang und verhaltenem Schlagzeugspiel nahtlos in die Raserei ´Unsterblich´ über. Der klassisch klirrende Melodic Black Metal des Openers wird wiederholt von einem rockigen Stampf-Beat zu Strophen-Gekreisch aufgebrochen. Die "Oh"- und "Ah"-Gesänge kehren wider, knapp sieben Minuten und 40 Sekunden ermöglichen weitläufige Instrumentalexkurse einschließlich perkussiver Parts, die von unverzerrten Gitarren begleitet werden.
In seinem epischen Umfang steht das Stück jedoch nicht repräsentativ für das gesamte Album: ´Ruhelos´ umhüllt den schwarz metallenenen Kern mit bleischwerer Post-Rock-Legierung nebst verzweifelten Rufen und wiederum harmonischen Chören, die letztlich auch ELLENDEs hervorstechendes Stilmittel schlechthin sind. Nach dem dramatischen ´Hand aufs Herz´ (halb akustische Instrumental-Bridge inklusive) werden die Kompositionen kürzer, quasi wie eine kompakt angelegte Schallplatten-B-Seite.
´Someday´ entpuppt sich unter dem einzigen englischen Titel als halb balladenhaftes Beinahe-Instrumental mit aufbrausendem Endteil, ehe ´Freier Fall´ verkürzt innerhalb einer sachten Intro- und Outro-Klammer wiedergibt, was die eröffnenden Stücke in ausladender Form geboten haben. Mehr neue Einsichten gewinnt man auch während ´Abschied nicht´: Die Post-Black-Schiene wird weiterverfolgt, Flüstern kommt als weiterer Kniff aus dem Melancholie-Baukasten hinzu, und die Nummer ist handwerklich wie kompositorisch nicht weniger solide als das abschließende ´Verletzlich´
Unterm Strich sind ELLENDE 2022 dynamischer und flexibler als etwa Der Weg einer Freiheit und für Freunde von Gruppen wie Imperium Dekadenz oder Agrypnie eine sichere Bank.
FAZIT: "Ellenbogengesellschaft" beginnt stark und flaut nach knapp zwei Dritteln der Spielzeit leicht ab. Die Österreicher spielen grundsätzlich fesselnden Post Black Metal, bei dessen Hören man bloß immer noch das Gefühl hat, ELLENDE hätten ihr Potenzial noch nicht richtig ausgeschöpft, weil sie sich zu eng an den Vorgaben ihrer Zeitgenossen und Nachbarn Harakiri for the Sky orientieren. Da geht noch mehr! <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/3fa3c72b8cd44849adf7fa69b8e15fa8" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.09.2022
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P.F.
Art Of Propaganda / Edel
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30.09.2022