Zwischen "Feed Me Violence" und dem neuen Album der EVIL INVADERS liegen fünf Jahre, und die Band fängt praktisch wieder bei Null an, auch wenn sie ihre ersten beiden Studiowerke bis zum Ausbruch des Coronavirus fleißig im Rahmen mitreißender Konzerte beworben hat. Nun denn, zumindest haben die Musiker ihre albernen Beinamen (der ex-Bassist nannte sich beispielsweise "Pussymagnet Alain", Frontman Joe "Jöe Anus") längst zu den Akten gelegt.
Ansonsten setzt sich auf "Shattering Reflection" eine Entwicklung fort, die bereits auf dem zweiten Album der Belgier absehbar war: Ihr mehr oder weniger einheitlich thrashiger Speed Metal geht weiter in die Breite, also wird nicht vom Anfang bis zum Ende Vollgas gegeben, sondern differenziert vorgegangen. Geblieben ist Gitarrist und Sänger Joes bisweilen schrilles Organ als charakteristisches Merkmal, nicht zu vergessen sein virtuoses Zusammenspiel mit Nebenmann Max.
Der anfängliche Paukenschlag ´Hissing in Crescendo´ und der seinem Titel insgesamt gerechtwerdende Knüppel ´Sledgehammer Justice´ stehen stellvertretend für das Mehr an Vielfalt bei gleichzeitiger Beibehaltung der "alten Werte", das "Shattering Reflection" auszeichnet. Die Band geht hier nämlich grundsätzlich rasant vor, baut aber beispielsweise auch episch plattwalzende Parts und punkige Momente ein, wie man sie insbesondere von den kanadischen Urgesteinen Exciter kannte.
Das hymnische ´Die For Me´ rangiert zusammen mit dem abschließenden Rocker ´The Circle´ (ganz schön viele Tempowechsel hier!) irgendwo zwischen Judas Priest kurz vor "Painkiller" und den frühen Helloween, ehe ´In Deepest Black´ gemeinsam mit dem Keyboard-verzierten Instrumental ´Aeon´ zu den finsteren, ruhigeren Augenblicken der Platte gehört. Der Rest bewegt sich kunstfertig zwischen diesen beiden Polen und bietet genügend abriebfeste Hooks, um EVIL INVADERS weiter im Gespräch zu halten.
FAZIT: Speed Metal mit mittlerweile weniger Thrash und höheren Ambitionen hat EVIL INVADERS im dritten Anlauf zu einem Album gebracht, das in seiner farbenfrohen Anlage genauso besticht wie durch seine zeitlose Eingängigkeit. Überdrüssig wird man "Shattering Reflection" so schnell nicht - eher noch süchtig davon. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/1fb10f06bba44aa18af17a62c685f625" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.03.2022
Joeri
Joe
Joe, Max
Senne Jacobs
Napalm / SPV
44:19
01.04.2022