Der Bezug zur Natur wird nicht nur durch die schroff und zugleich schön wirkende Rindenstruktur auf dem Cover von „IV“ deutlich, auch die Musik hat auf Dauer etwas eklektisches und vermittelt einen 'ursprünglichen' Eindruck. Daher wirken einige Songs wie die Vertonung von instinktivem Gefühl, das ohne groß nachzudenken in Kreativität kanalisiert wurde.
Diesem Umstand ist wohl auch FEU FOLLETs klangliche Bandbreite auf „IV“ geschuldet. Von verträumtem Synthpop, wie in „Speed of Life“, über treibenden, beinahe hibbeligem Post-Punk, wie in „Second Chance“, bis hin zum gespenstisch wirkenden „Tamamo“ decken die Songs ein breit gefächertes Feld an Gefühlen und Stimmungen ab. Und trotzdem wirkt das Album zu keiner Zeit zerrissen. Vielmehr kommt nach und nach das Gefühl auf, den Künstler bei einer Reise durch die eigene Gefühls- und Gedankenwelt zu begleiten.
Dabei bleiben auch tiefe Täler nicht aus, wie z.B. der trippige Abschuss „In the Depth of the Wave“ beweist, allerdings bedeuten diese Tiefen eben nicht zwingend negative oder traurige Energien, vielmehr überzeugt dieser Schlusssong mit einer mysteriösen Aura, die gleichsam belebend und faszinierend wirkt. Ganz so als würde hier die Vielfalt des Lebens in einem Biotop oder einem unberührten Fleck Natur vertont werden, was ja wieder eine passende Assoziation zum Cover-Artwork von „IV“ herstellt.
Um allerdings die emotionale Dimension der Musik vollständig zu erfassen und zu verarbeiten, bedarf es mehrerer Durchläufe dieses Albums, denn…
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FAZIT: …FEU FOLLET klingen auf „IV“ sehr variabel in puncto Sound UND Emotionalität. Die Musik ist Eskapismus genauso wie sie realitätsbezogener Situationsbericht ist. Hier trifft musikalische Helligkeit auf inhaltliche Düsternis und klangliche Eleganz auf ausladende musikalische Kompositionen. Diese Musik lädt zum Träumen ein, genauso wie sie der Soundtrack zum Aufwachen sein kann.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.09.2022
Alban Blaising
Alban Blaising
Alban Blaising (Synthesizer, Sounds), Isabelle B. Baumann (Gesang in „Speed of Life“, „Into the Night“, „Under the Trees“, „In the Depth of the Wave“), Alexander Leonard Donat (Gesang in „On the Switch“, „Somebody Else“, „Second Chance“), Pat Aubier (Gesang in „The Pillar“, „Tamamo“)
Blackjack Illuminist Records
34:17
29.07.2022