Im zwölften Jahr ihres Bestehens verheben sich FIRTAN nicht an waghalsiger stilistischer Innovation, sondern stellen "nur" eine feiner geschliffene Version ihrer traditionellen Schwarzwurzeln zur Diskussion. "Marter" bietet nicht mehr oder weniger als klirrenden Neunziger-Black-Metal, allerdings nicht mit typisch verwaschenem Sound, sondern ausgesprochen druckvoll und insbesondere während der Blastbeat-Passagen - höre den Opener ´Faðir´- regelrecht brutal, dabei stets fantasievoll komponiert und deshalb aufregend mitzuverfolgen.
Die dritte LP der Gruppe basiert auf sorgfältig ausgearbeiteten Melodien, die man auch abseits der stilechten Tremolo-Riff-Raserei in ganz klassischen Gitarrenleads vernimmt, derweil sphärische Synthesizer-Teppiche beziehungsweise Klara Bachmairs nicht allzu weit in den Vordergrund gemischte Violine zusätzliche Akzente setzen. Frontmann Phillip Thienger kreischt dazu überwiegend gleichförmig, was allerdings perfekt zu FIRTANs musikalischer Ausrichtung passt
Ferner gibt´s viele akustische Segmente wie im neunminütigen ´Amor Fati´ zu bewundern, das der aktuellen Auffassung von deutschsprachigem Post Black Metal einigermaßen nahekommt. Das weithin peitschende, aber stellenweise auch rhythmisch verschachtelte ´Labsal´ markiert den dramatischen Höhepunkt der ersten Plattenhälfte, wohingegen der zweite Neunminüter ´Menetekel´ das Glanzlicht der B-Seite ist. Das fast swingende ´Lethe´ erinnert zunächst mit präsentem E-Bass an die Midtempo-Hits von Khold, überrascht dann aber mit einem chorisch unterlegten Mittelteil von orchestraler Wucht - womit es das generell unberechenbare Songwriting der Band dick unterstreicht.
FAZIT: Konservatismus funktioniert im Falle von FIRTAN vor allem deshalb, weil das Quintett mit Methode und vor allem auch absoluter Hingabe an seinen Black Metal herantritt. "Marter" tönt tatsächlich geil und frisch, ohne dass die Band auch nur in die Nähe irgendwelcher Genre-Grenzen käme - womit sie beweist, dass sie zu Deutschlands besten Kehrern mit alten Besen zählen. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/3d978c09d08f4a81b757c566773c0cbf" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.09.2022
Oliver König
Phillip Thienger
Phillip Thienger, Chris S.
David Kempf
Klara Bachmair (Violine)
Art Of Propaganda / Edel
58:13
30.09.2022