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Georg Kostron: Das Wilde Liederbuch

Stil: Deutsch-Rock, Pop, Chanson, Crossover

Cover: Georg Kostron: Das Wilde Liederbuch

Er hat den totalen 'Spaß am normalen Irrsinn' der Wiener Liedermacher GEORG KOSTRON und macht auf seinem Debüt-Album, das zugleich genauso wie eine Liederbuch im Hardcovereinband gestaltet ist, keinerlei Hehl daraus. Sein musikalisch-textliches Alltags-DaDa präsentiert er scham- und hemmungslos auf seinem „Das Wilde Liederbuch“ und viel Freude, aber zugleich jede Menge hintergründig Nachdenkliches ist beim Hören dieser knapp 50 Minuten (und Lesen der 58 Seiten) deutschsprachiger Unterhaltungskunst mit ironischem Tiefgang garantiert.
Sollte jemand extrem begeistert von dem sein, was da im wilden Liederbuch und in der Musikanlage passiert, dann darf er gleich noch seine Gitarre schnappen und mitspielen, denn auch die Akkorde zu jedem einzelnen der insgesamt 16 Songs sind neben den Texten, Fotos und Zeichnungen im Büchlein zu finden.

Kostrons Liederbuch wird so nicht nur zu dem 'DaDa', sondern manchmal auch zu einem 'DuDu', samt ironisch erhobenem Zeigefinger, und ganz oft zu einem 'HiHi', das einem beim Hören und Folgen der Texte mehr als nur ein Schmunzeln über die Lippen jagt.

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„Das Wilde Liederbuch“ ist ein insgesamt gelungenes akustisches Solo-Debüt des Wiener Liedermacher und Bassisten, der sich mit seinen Crossover-Liedern mal im Chanson, dann wieder im Pop-Song oder in rockigeren Gefilden austobt, die er selber als ein 'Plädoyer für das ungewohnt Schöne' und zugleich den 'Spaß am ganz normalen Irrsinn' versteht.
Genauso klingen dann auch seine Lieder und die mitunter absurd anmutenden oder extrem bissigen Texte. Da darf gerne auch mal eine Ode im besten NDW-Style an den 'deutschen Kohl' (das Gemüse) sowie 'wohlriechend duftende Blümchen' oder als 'Drahteselgangsta' die 'Polka des Todes' angestimmt werden. Selbst den 'Erdbeermund', auf den nunmehr nicht nur Klaus Kinski, sondern auch GEORG KOSTRON wild ist, findet bei dem Wiener Witzbold viel Beachtung. Selbst wenn am Wichtigsten letztendlich doch 'die schönste Immobilie' ist.

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Aber auch der Wiener Dialekt macht Freude beim Hören und ist im Grunde selbstverständlich bei dieser lustigen Authentizität von Kostron, der sich ganz offensichtlich seine Inspiration bei der ERSTEN ALLGEMEINEN VERUNSICHERUNG oder GEORG KREISLER und KNORKATOR, aber auch bei FRANK ZANDER und INSTERBURG & CO holt. Und an diese musikalische Reihe stellt er sich wie selbstverständlich mit seinem „Das Wilde Liederbuch“ an, ohne dabei vorzudrängeln oder nebenherzublödeln. Nicht ein Text weist inhaltliche oder lyrische Naivität oder Blödheit, dafür aber viel Ironie und Sarkasmus, auf. Das hat alles Qualität, legt den spitz(findig)en Stift in so einige oberflächlich zugepflasterte Wunden und lädt uns zum Amüsieren ein. Und selbst wenn man mal nicht genau auf die Texte hören will, dann macht die Musik so nebenbei ebenfalls richtig Freude. Denn auch die ist gut und es sind Könner am Werk, nicht nur irgendwelche Blödel-Barden. Und wer sich beispielsweise bei „Let's Get Nackig“ nicht vor Lachen schüttelt, der geht wohl tatsächlich zu ebendiesem extra in den Keller.

Doch auch die ruhigen Balladen liegen Kostron. Wenn der traurig von „Himmel und Hölle“ singt, vom Ende und vom Anfang sowie einem Ego, das der reinste Fetisch ist, dann glaubt man tatsächlich, sich auf ein Album von ANDRÉ HELLER verirrt zu haben.

„Das Wilde Liederbuch“ hält alles, was sein Titel verspricht. Und außerdem sollte es alle erreichen, die in der Widmung auf der ersten Seite angesprochen werden: „Für die unbeherrschten Kinder von 3 – 110 Jahren!“

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FAZIT: Der Wiener Liedermacher und Bassist GEORG KOSTRON baut mit seinem „Das Wilde Liederbuch“ eine Brücke zwischen akustischem Rock und kabarettistischem Pop mit Texten, die einen oftmals bei lauthalsem Lachen parallel zum Grübeln bringen. Und genau wie der Album-Titel es verspricht, steckt die CD mit den 16 Liedern, eingeschoben in eine Kartonstecktasche, in einem 58-seitigem Hardcover-'Liederbuch', das alle Texte und Akkorde sowie jede Menge Bilder enthält. Gesungene Wiener Schmäh, die nicht nur der österreichischen Hauptstadt und 'allen unbeherrschten Kindern von 3 – 110 Jahren' höchste Ehren erweist.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2022

Tracklist

  1. <b>Buch + CD</b> (58 Seiten / 49:43):
  2. In meiner Badewanne bin ich Kapitän
  3. Drahteselgangsta
  4. Wohlriechend duftende Blümchen
  5. Let's Get Nackig
  6. Bitte Brigitte
  7. Zehentreter Peter
  8. DaDa für Dich
  9. Danke Mama
  10. Himmel + Hölle
  11. Erdbeermund
  12. Keep The Gas
  13. Deutscher Kohl
  14. Die schönste Immobilie
  15. Polka des Todes
  16. Bella Vienna
  17. Schwarzer Kaffee Nr. 2

Besetzung

  • Bass

    Georg Kostron

  • Gesang

    Georg Kostron, Mateja Kert, Milo Stern, Ilja Kert

  • Gitarre

    Georg Kostron

  • Keys

    Georg Kostron, Mateja Kert

  • Sonstiges

    Georg Kostron (Schuhe, Küchengeräte, Harmonium, Fahrrad), Daniel Bren & Tanga Elektra (Kommentare), David Engler (Geige), PGH Chor, Der Chor der Exilanten, Ju & The Hu's (Stimmen), Steffen Köhler (Klatschen)

Sonstiges

  • Label

    Eigenveröffentlichung/Kugel i/Tap Water Records

  • Spieldauer

    CD – 49:43 / Buch – 58 Seiten

  • Erscheinungsdatum

    17.12.2021

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