Bei den Kanadiern von GET THE SHOT sind Bandname und Albumtitel Programm.
„Merciless Destruction“ ist ein kompromissloser Bastard aus musikalischer Prügelattacke, Dystopie und monströsem Death Metal. So ganz weit hergeholt ist daher das Covermonstrum, das durch ein Feld voll gepeinigter Leiber stapft, nicht.
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Wenn man so will ist auch der gebotene Sound keine Offenbarung, aber die pessimistische Aggression, die GET THE SHOT auf diesem Album freisetzen, ist doch unweigerlich ansteckend.
Hier gibt’s auf die Fresse.
Ohne Kompromisse.
Und mit Titeln der Marke „Ultimate Warfare“, „Deathbound“ oder „Terminal Slaughter“ stellen die fünf Herren unweigerlich klar, dass die Welt aus ihrer Sicht am Arsch ist.
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Optimismus? Fehlanzeige!
Das würde aber auch nicht zu den brutalen Wutbrocken, die mancher auch Songs nennt, passen. GET THE SHOT zelebrieren ihren Hass und ihre Wut in einem explosiven Gemisch aus Hardcore, der direkt auf die Kauleiste schlägt, manch thematischem Gemetzel und einer hasserfüllten Hingabe, die einfach liebenswert ist.
Ein paar kleine Scherze haben sich die Musiker aber doch erlaubt. Oder ist das winzige Popmusik-Schnipsel am Ende von „Reign in Blasphemy“ ernst gemeint?
Egal, es funktioniert bestens, bildet es doch einen Überraschungsmoment in dem ansonsten derben Aggressionsausbruch, der u.a. auch dank fehlendem Refrain die ganz grobe Keule schwingt.
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In „Terminal Slaugter“ reißt das Gemetzel, trotz dem ein- oder anderen Experiment (u.a. gibt’s Klargesang und auch sowas wie Melodien), nicht ab und auch das akustische Zwischenspiel „Diabolus Vobiscum“ wirkt eher wie die zwischenzeitliche Ruhe vor dem finalen Sturm.
Über „Divination of Doom“ gibt die Band folgendes Statement ab: „Dieser Song ist eine Hymne für die desillusionierte Jugend, die in einer Gesellschaft gefangen ist, die auf Unterdrückung und Ungerechtigkeit aufgebaut ist.“
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Daher verwundert es kaum, dass die Nummer ein wutstrotzender Abriss ist. Zu solcher Musik bekommt man in der jeweiligen Situation große Lust alles und jedem die Fresse zu zertrümmern. Diese brutale Hoffnungslosigkeit, diese kompromisslose Wut… Das wird alles sehr glaubhaft in Musik gegossen.
„Blind to Peace“ ist dann nicht nur ein Statement zum Zustand der Menschheit, sondern auch eine groovende Abrissbirne, die dank melodischer Gesangseinlagen einen interessanten Twist verpasst bekommt, bevor am Ende einfach alles und jeder niedergewalzt wird.
Die melodischen Gitarren inklusive Akustik-Parts und Klargesang machen das finale „Seasons of the Damned II“ fast zu einer Ballade, die zwischen fatalistischer Trauer und Verletzlichkeit pendelt und damit genau den aufrüttelnden Schlusspunkt setzt, der dem Brutalo-Stoff zusätzliche Tiefe verleiht.
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FAZIT: Was für ein Brett! GET THE SHOT sind mächtig angepisst und bündeln diese Wut in musikalischer Brutalität. Dabei traut sich die Band aber auch wirkungsvoll zu experimentieren. Das könnte in Zukunft vielleicht auch der Schlüssel dazu sein, nicht in Eintönigkeit oder zu stumpfem Geballer zu versanden. Die Mischung auf „Merciless Destruction“ ist definitiv gelungen und macht in dieser Form dem Titel alle Ehre. In Zukunft dürfen die eigenen musikalischen Grenzen aber gerne noch weiter ausgereizt werden!
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.11.2022
Dan Fisher Roberge
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Useless Pride Records
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07.10.2022