Fünf der sechs Mitglieder von GHOST OF THE MACHINE haben bei THIS WINTER MACHINE fluffigen, kultivierten Progressive Rock gespielt. Sänger und Flötist Charlie Bramald ist ebenfalls progaffin, dank seiner Mitwirkung bei NOVA CASCADE und HARMONY OF SPHERES. Auf „Scissorgames“ geht es zupackender zu Werke als beim eher besinnlich veranlagten Vorgänger TWM. Als Verweis dienen dem Pressetext GENESIS (klar), RUSH (muss man schon heraushören wollen) und MARILLION (deutlich, besonders die späte FISH-Phase)
Neoprog der hymnischen und beherzten Sorte ist angesagt, mit schwelgerischen Gitarren, satten Rhythmen, tirilierenden Keyboards und volltönendem Gesang, ansprechend, wenn auch etwas angestrengt dargeboten von Charles Bramald. Die heftigeren Passagen sind euphorische Sprinter, in sachteren Momenten wird melodienselig getänzelt. Besonders gefällt, wenn Mark Hagan gefühlvoll in die Klaviertasten greift, während die Synthesizer mitunter zu jenen quietschigen Sounds neigen, die im Neoprog seltsamerweise recht gerne reproduziert werden. Aber da gab und gibt es weit schlimmeres.
Textlich geht es recht düster zu. Die Sehnsucht nach selbstbestimmtem Leben wird sehnsuchtsvoll besungen, während an allen Ecken und Enden Abhängigkeiten lauern. Ist halt nicht nur ein Spiel mit, sondern ein Tanz auf Rasierklingen. Die Musik dazu baut einen großen hymnischen, melodramatischen Spannungsbogen und lässt die Hoffnung schimmern.
FAZIT: Auf ihrem Debüt präsentieren GHOST OF THE MACHINE vollfetten Neoprog, der gekonnt inszeniert ist und, um es freundlich auszudrücken, währungsstabil. Ist sauber produziert und lässt locker die Jahrzehnte vergessen, die seit „Clutching At Straws“ und „Ever“ vergangen sind.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.09.2022
Stuart McAuley
Charlie Bramald
Graham Garbett, Scott Owens
Mark Hagan, Stuart McAuley
Andy Milner
Charlie Bramald (flute)
Eigenproduktion/Just For Kicks Music
62:35
29.07.2022