Wenn man heutzutage an Thrash Metal denkt, fallen einem – nach den ganzen Legenden natürlich – wohl die technisch versierten, progressiv-verspielten Blastkapellen á la VEKTOR oder CRYPTIC SHIFT ein. Die Kölner GOATS OF PURGATORY laden jedoch zum Kontrastprogramm der alten Schule ein und versprechen mit ihrem ersten Langspieler „Drowning In Blood“, dass es weder „langatmige Parts“ noch „unnötige Solos“ gibt. Tatsächlich ziehen die beiden Fegefeuer-Böcke diesen Streifen auch kompromisslos und konsequent durch.
Nun, es muss nicht schlecht sein, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und eine fokussierte, schnörkellose Darstellung als den eigenen Weg zu wählen. Die ersten Sekunden von „The Essence of Evil“ lassen auch erahnen, dass das musikalische Handwerk der Gitarre beherrscht wird und sind zunächst vielversprechend.
Doch was dann folgt, ist ein drastischer Qualitätsabfall sondergleichen.
Bleiben wir zunächst bei den Instrumenten. Hier fällt auf, dass das melodische Repertoire der Schrabbelklampfe eigentlich bereits nach wenigen Minuten erschöpft ist. Die Riffs sind in der Tat simpel und verzichten auf jeglichen Tiefgang. Soli findet man, wie versprochen, keine und auch sonst erinnert das Gespielte an die ersten Jahre der Musikschule, wenn auch fehlerfrei vorgetragen. Die Einfachheit der Melodien und der Übergänge lässt vermuten, dass zumindest einige Ohrwürmer unter den elf Titeln von „Drowning In Blood“ zu finden sind, aber auch diese sucht man vergebens. Ganz im Gegenteil hat man das soeben Gehörte bei den meisten Stücken ziemlich flott wieder vergessen.
Das Schlagzeug hingegen poltert ganz solide nebenher, obgleich auch hier die rhythmische Vielfalt fehlt und die gesamte Taktanlage eher spartanisch ausgestattet ist. Immerhin stimmt der Groove, auch wenn die besonders eingängigen Parts klingen, als ob sie in einem PANTERA-Generator zusammengewürfelt wurden.
Gleiches gilt übrigens auch für die gesangliche wie textliche Ausgestaltung.
Die Vocals sind ein wichtiger Bestandteil des Gesamtkonzeptes von GOATS OF PURGATORY und stehen häufig im Vordergrund. Allerdings fehlen dem stumpfen Gegröle jegliches Gefühl und jegliche Spannung. Der Gesang ist bestenfalls langweilig, an vielen Stellen aber auch schlichtweg nervig, da er die gelungeneren musikalischen Passagen oftmals übertönt.
Das Nervige entsteht dabei aber nicht einmal durch die Vocals an sich, sondern vielmehr durch die äußerst generischen Texte. Möglicherweise wurde auch hier ein Baukasten unterschiedlicher düsterer Themen zu Rate gezogen, vielleicht fehlt aber auch einfach das Vokabular für komplexere Geschichten und Texte. Und auch hier muss man sagen, dass einfache, leicht einprägsame Texte grundsätzlich ihren Charme haben. Aber wenn in jedem zweiten Titel die Sätze „Fire walk with me“ oder die Wörter „Pain“ und „Purgatory“ zu finden sind, vergeht einem auch diesbezüglich schnell die Lust am Mitsingen.
<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/Pm_0QRDmkEQ" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe>
FAZIT: Old School Thrash klingt im ersten Moment wirklich vielversprechend. Die Zielsetzung, keine Kompromisse einzugehen und sich auf die grundlegenden Elemente des Thrash zu konzentrieren, ist auch bei „Drowning in Blood“ von GOATS OF PURGATORY ein nobler Ansatz. Im Interesse der geneigten Hörerschaft wären ein paar Kompromisse in Sachen Songwriting und Abwechslung aber durchaus wünschenswert. Dafür braucht es auch keinen dicken Sound oder eine Überproduktion. Dicke Riffs wären ein Anfang…
Punkte: 3/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.02.2022
Norbert L. Horn
Pit Sörkel
Crawling Chaos
30:28
22.02.2022