Der Retro-Rock Trend scheint nach wie vor ungebrochen und auch GODDYS reihen sich mit „Monster Of Reality“ in den (gar nicht so kleinen) Kreis vielversprechender Bands aus ebenjenem Sektor ein.
Mit Emma Schwabe hat die Band auf alle Fälle eine äußerst fähige Sängerin in ihren Reihen. Wir haben es hier aber keineswegs mit einem BLUES PILLS-Klon zu tun, wenngleich sich natürlich das Genre geteilt wird. Aber GODDYS klingen in weiten Teilen eine Ecke düsterer, was Songs wie z.B. „Mash Head“ zu hervorragenden Ohrenschleichern macht. Der Stoner Rock-Anteil wird in ein leicht vertracktes Gewand gesteckt und strahlt eine mystische Atmosphäre aus, die sehr gut zum Cover passt.
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„Tentacles“ setzt da nochmal einen drauf. Mit zweistimmigem Gesang kriecht der Song dunkler daher, wandelt sich aber zu einem treibenden Bündel Energie, das stetig nach vorne drückt und sich nur in einigen kurzen Momenten scheinbar zurückzieht, um noch ein bisschen dichter und energischer zurückzukommen. Starke Nummer!
„Brother“ ist wohl das offensichtlichste Duett auf diesem Album. Wobei Phillip Schwabe hier die Mehrheit der Lead-Stimme übernimmt. Durch die elfenhafte Zweitstimme von Emma bekommt der Song eine angenehme Leichtigkeit verpasst, obwohl es hier und da auch ganz schön knarzt.
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Wer oder was aber das „Yeast Beast“ ist, lässt sich nur mutmaßen. Vielleicht ein verschlafenes Zottelwesen, das auf Keksteig steht?
Der Song klingt zumindest so ähnlich. Behäbig und knarzig geht’s los. Gesanglich finden Emmas klare Stimme und das dunkle Grummeln von Philipp immer wieder zueinander, allerdings wirkt das Ganze doch irgendwie nett, vor allem am Ende, wenn’s ein bisschen verrückt klingt, ziehen doch unweigerlich Assoziationen zu gewissen kinderfreundlichen Zottelgestalten aus der Sesamstraße vor dem geistigen Auge auf. Eigentlich kein schlechtes Kompliment… Oder?
Bevor der „Joker“ als dröhnender Slo-Mo-Groover den Sack zu macht, gibt’s mit „Wave“ ein elektronisch-vertracktes Stück, welches sich vom ersten Ton an als ein geheimnisvolles, weil langsam aufbauendes, bis zum Übersprudeln mit Spannung gefülltes Stück herausstellt. Das liegt nicht zuletzt am Zusammenspiel von Emmas Stimme und den Orgelsounds des Keyboards. Beide Komponenten scheinen sich gegenseitig immer mehr anzustacheln, bevor am Ende Emmas Stimme alleine dem finalen Song Platz macht.
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FAZIT: Wirklich auf einen Stil festlegen wollen sich GODDYS hier nicht. Vielmehr mäandert „Monsters Of Reality“ zwischen dröhnenden Riffs, Elfengesang, Stoner-Rock, Doom und klassischem Rock mit gehöriger Blues-Note umher. Dieser Facettenreichtum hat zur Folge, dass man als Hörer über längere Zeit immer wieder Neues in der Musik entdecken kann, wenn sie auch vordergründig doch recht eindeutig dem knarzigen Genre zuzuordnen ist. Gutes Album mit viel Potenzial für Wachstum.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.10.2022
Michael Rudolph, Volker Mägdefrau
Emma Schwabe, Philipp Schwabe
Philipp Schwabe
David Schreiber
Hannes Kohler
Ponyphone Records
48:57
07.10.2022