Bjørn Alexander Brem alias GOTHMINISTER geht auf dem siebten Studioalbum seiner Band auf Nummer sicher, ohne Grufti-Allgemeinplätze zu bedienen. Das norwegische Quartett geht wesentlich raffinierter mit Stilmitteln aus Darkwave und Industrial Metal um als beispielsweise Oomph!, wobei man die belanglose Konzeptstory von "Pandemoninum" getrost ignorieren und sich als Genre-Fan recht niveauvoll unterhalten lassen kann.
Da die Gruppe selten den einfachsten Weg geht, was das Songwriting beziehungsweise die Arrangements betrifft, liegt die Platte nicht schon nach dem ersten Durchlauf im Ohr, doch von Sperrigkeit kann andererseits auch keine Rede sein. Das einleitende Titelstück bringt GOTHMINISTERS Methodik im Jahr 2022 (der Vorgänger "The Other Side" erschien vor einer halben Dekade) eigentlich schon prägnant auf den Punkt.
Die vertrackte Rhythmik lässt Skeptiker aufhorchen, die der Formation Anspruchslosigkeit unterstellen, und der hymnische Refrain schlägt Hörer jeglicher Couleur in seinen Bann. So gut gelingt diese Gratwanderung zwar nicht mehr im weiteren Verlauf, doch der Rest von "Pandemonium" ist keineswegs bloße Makulatur. Die beiden blassen Nummern ´Demons´ (fiese Eurodance-Keyboards) und ´Sinister´ (krampfhaft auf Eingängigkeit getrimmtes Geplätscher) sind die einzigen relativen Ausfälle.
Richtig geil wird´s mit ´Star´ und ´Bloodride´, wo GOTHMINISTER blubbernde Sequencer-Sounds mit Rammstein-Stampfen verbinden, und apropos: ´Kingdoms Rise´ kommt im schwerfälligen ´Sonne´-Groove daher, wohingegen das martialische ´Norge´ von seinem Aufbau her stark an ´Engel´ erinnert. Ebenfalls sehr hörenswert: ´Run Faster´ mit treibenden Thrash-Riffs, synthetischen Doublebass-Einstreuungen und "Carmina Burana"-Chören sowie der abschließende Ohrwurm ´This is Your Darkness´.
FAZIT: Auf "Pandemonium" wahren GOTHMINISTER ein souveränes Gleichgewicht zwischen überraschenden kompositorischen Kniffen und der von ihnen gewohnten Hausmannskost - Neo-Grufti-Musik trifft auf NDH, beides mit mindestens mittelschwerem Hit-Faktor unter Verzicht auf fiesesten stiltypischen Kitsch. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/61a393e311824762bacd7497e2c7e383" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.10.2022
AFM / Soulfood
35:47
21.10.2022