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Hattler: Sundae

Stil: Basslastiger Funk-Jazz-Pop-Soul-Kraut-Psyche-Rock, Weltmusik

Cover: Hattler: Sundae

Es ist die Stunde der tiefen Saiten-Töne, die immer dann anbricht, wenn der ikonisch verehrte KRAAN-Bass-Maestro, der gerade solistisch für ein ganz spezielles Musikflair aus Weltmusik und Jazz, Rock und Funk sorgt, die bassigen Grooves auf seine Hörer abfeuert und <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2020/Kraan/Sandglass/" target="_blank" rel="nofollow">erneut seine musikalische Sanduhr umdreht</a>. Das war bereits auf den Bassball- und HATTLER-Scheiben so und das bleibt natürlich auch auf „Sundae“ so. Ein Album, das nahtlos an <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2016/Hattler/Warhol-Holidays/" target="_blank" rel="nofollow">„Warhol Holidays“</a> und <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2018/Hattler/Velocity/" target="_blank" rel="nofollow">„Velocity</a> anknüpft, sodass bereits das „Sundae“-Covermotiv wie das kleine rosa Schwesterchen des blauen „Velocity“-Brüderchen erscheint.

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Selbstverständlich darf in dieser Beziehung auch FOLA DADA mit ihrer souligen Funky-Stimme das dritte HATTLER-Album wiederum veredeln und gar so einiges Pop-Appeal mit ins Spiel bringen. Fast sprachlos macht einen dabei dann sogar, dass plötzlich ein Song wie „Pride“, der die LP-B-Seite eröffnet, ganz versteckte Erinnerungen an U2's Meisterwerk „Where The Streets Have No Name“ weckt. Überhaupt atmet „Sundae“ auch diesen Americana-Odem, der sich gerne auch hinter ein paar jazzigen Elementen oder hitverdächtigen Melodien versteckt. Sogar das Gespür für hypnotische Hooklines ist HATTLER nicht abhandengekommen, der sich längere Zeit einer fiesen Krankheit stellen musste, diese kämpferisch überlebte, dabei gar dem Tod gerade so von der Schippe sprang und mit seiner Musik nunmehr eine faszinierende „Jetzt erst recht“-Stimmung verbreitet, die lebendiger ist als alles, was uns irgendwelche Radiostationen als Hits verkaufen wollen. Diesen HATTLER müsste man jeden Tag im Radio hören, um zu begreifen, wie spannend und trotzdem eingängig moderne Musik, die sich jeder Schubladisierung entzieht, klingen kann. Aber träumen wir einfach weiter…

Das Album des KRAAN-Bassisten ist durchgängig im Fluss, aber voller Strudel und Wellen, die einen immer wieder überraschen, wortwörtlich in die (Bass-)Tiefe oder gar mit Jarre-Zoolook-Electronics („Random Conversation“) ihre Bahnen ziehen, um dann mit Trompete und Hörnern von Joo Kraus die Jazz-Keule rauszuholen, während schon heimlich ein paar afro-kubanische Rhythmen und die elektrische Sitar von Torsten de Winkel zur musikalischen Weltreise einladen. Und bei „Silently Sliding“ darf dann sogar mit Marschrhythmen zum Marsch geblasen werden, während Fola Dada ihren Gesang keinesfalls dem Gleichschritt anpasst.

Auf „Sundae“, dem Album wie auch dem siebenminütigen Titeltrack, bringt HATTLER nunmehr auch sein riesiges Songwriter-Talent zur vollen Geltung und passt zugleich auf, dass dieses Album nicht etwa ein Songwriter-Album wird, sondern alles in ihm lebt: Funk, Jazz, Soul, Kraut, Psyche, Electronics, Rock… Und mit „Rotten Rolls“ lässt er es so sehr krachen, dass man voller Erschrecken vermutet, ein paar Zombies hätten sich das Studio erobert, an den Mikros und Instrumenten vergriffen und den großen Sound der Unterwelt kreiert, der sich dann im wilden Jazz-Soul-Spektakel „Anaheim Jive“ auflöst und damit das ganz große Finale dieses Albums vollendet.

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FAZIT: Der KRAAN-Bassist (HELLMUT) HATTLER beweist auf „Sundae“ nun schon nach mehreren BASSBALL- und HATTLER-Scheiben sowie der fantastischen „Sandglass“-KRAAN-LP seine Brillanz und Ausnahmestellung als Bassist, aber auch als Komponist und Songwriter, der sich mit unglaublicher Leichtigkeit auf der LP „Sundae“ neun Stücke aus dem Ärmel schüttelt, für die andere Musiker Jahre brauchen und es dann trotzdem nicht auf solche Qualität und einen dermaßen vollen (Vinyl-)Sound bringen. Ein weltoffenes Funk-Jazz-Pop-Soul-Kraut-Psyche-Electro-Rock-Album von schwindelerregender und bleibender Wirkung! HATTLER steht für seine ganz eigene, nicht kategorisierbare Musik mit viel Bass und uneingeschränkter Kreativität.

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.02.2022

Tracklist

  1. <b>Seite A</b> (20:12):
  2. The Times We Never Had (4:19)
  3. Faking News (4:10)
  4. Sundae (7:05)
  5. Die blaue Frau (4:39)
  6. <b>Seite B</b> (20:22):
  7. Pride (4:30)
  8. Silently Sliding (4:45)
  9. Random Conversation (5:11)
  10. Rotten Rolls (2:46)
  11. Anaheim Jive (3:10)

Besetzung

  • Bass

    Hellmut Hattler

  • Gesang

    Hellmut Hattler, Fola Dada, Joo Kraus

  • Gitarre

    Ali Neander, Torsten de Winkel

  • Keys

    Martin Kasper

  • Schlagzeug

    Jürgen Schlachter, Oli Rubow, Moritz Müller

  • Sonstiges

    Joo Kraus (Trompete, Hörner), Torsten de Winkel (E-Sitar), Peter Musebrink (E-Beats)

Sonstiges

  • Label

    36music/Broken Silence

  • Spieldauer

    40:34

  • Erscheinungsdatum

    12.11.2021

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