Kaum zu glauben, doch HEART ATTACK existieren schon seit anderthalb Jahrzehnten, ohne bisher höhere Wellen geschlagen zu haben. Beim Hören ihres dritten Albums - das erste, das von einem fähigen Label mit internationaler Perspektive veröffentlicht wird - nimmt man sie als versierte und zugleich sympathisch zwanglos drauflos knüppelnde Band wahr, die aus unterschiedlichen Inspirationstöpfen schöpft, um ein recht schmackhaftes Metal-Menü anzurichten.
In Person von Gitarrist Kévin Geyer verfügt die Combo über einen Shouter, der an eine rauere Variante von Sacred Reich-Frontmann Phil Rind denken lässt. Passenderweise versteht man sich auf Gedresche im weiteren Sinn, wobei der Plattmacher (mit geradezu stupid simplem Riffing) ´Septic Melody´ zu Beginn gleich die geradlinigste Nummer von "Negative Sun" darstellt.
DIe atmosphärische Post Metal-Walze ´Wings Of Judgement´ verschleppt das Tempo hier und dort fast wie HEART ATTACKs Landsleute Gojira, gleichwohl "Negative Sun" ein verhältnismäßig geradliniges Album bleibt. Sein unberechenbares Moment gewinnt es durch ständige stilistische Schlenker, weshalb man sich auf alles von flirrenden Schwarzmetall-Riffs (´World Consumption´) bis zu im Geiste der Moderne der 1990er groovendem Kram (´The Messenger´, ´Twisted Sacrifice´ einschließlich Sprechgesang) einstellen sollte.
Das Schöne daran? Alle acht Songs (das einleitende ´Rituals´ ist bloß ein Stimmung erzeugendes Intro) gehen logisch auf, ohne einem direkten Weg zu folgen. Dass der Band gegen Einde ein bisschen die kompositorische Luft ausgeht, nimmt man gelassen hin, denn ´Take Your Pride Back´ ist zumindest als eigenwillige Mischung aus Hardcore-Wut und traditionellen Metal-Elementen bemerkenswert, wohingegen das abschließende Titelstück wie eine Mischung aus Amon Amarth und pathetischem Metalcore-Gesang wirkt.
FAZIT: HEART ATTACK beweisen Mut zum Anderssein, indem sie anfangs miteinander unvereinbar anmutende Stilmittel verschränken, doch der jeweils vertraute Charakter dieser Bausteine sorgt eingedenk einer Gabe für schlüssiges Songwriting dafür, dass man sich "Negative Sun" relativ leicht als "Post Thrash", wenn man es so nennen möchte, erschließen kann. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/6657d88fabc04c6fbd0e8267a28f3de0" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.06.2022
Tony Junior Amato
Kévin Geyer
Chris Cesari, Kévin Geyer
Christophe Icard
Atomic Fire / Warner
40:30
10.06.2022