Wenn dieser Tage extreme Bands aus Dänemark von sich reden machen, existieren diese meistens noch nicht so lange, denn von einer eigenständigen Szene im Land kann man erst seit jüngerer Zeit sprechen - und HELTEKVAD gehören ebenfalls zu dieser neuen Generation obwohl sich keine Unbekannten hinter dem Namen verbergen.
Die 2020 gegründete Band setzt sich aus Mitgliedern von Afsky, Solbrud, Sunken und Morild zusammen, doch die Stile dieser Combos lassen sich nur unter Vorbehalt mit HELTEKVADs Debütalbum vergleichen.
Hysterisches Geschrei, das man gemeinhin eher auf der Depressive- und Suicidal-Black-Metal-Schiene erwarten würde, paart sich auf "Morgenrødens Helvedesherre" mit kratzig melodischem Gitarren-Geflirr in tendenziell hören Tempo-Regionen. Die kalt polternde Klangkulisse erinnert auf ihre anachronistische Art ständig an ältere französische Acts wie Hirilorn oder vor allem Himinbjorg - auch weil sich HELTEKVAD offensichtlich mittelalterlichen Themen (im weitesten Sinn) verschrieben haben.
Frontmann Ole Luks wimmert und leidet zuweilen wie Nattramn von den unvergessenen Schweden Silencer oder mehrere Sänger auf den frühen Bethlehem-Alben, und auch wenn deren Musik nicht viel mit dem Stil der Dänen zu tun hat, erzeugt dieser eine ähnlich manische, verzweifelte Atmosphäre.
Das schrille Treiben funktioniert 35 Minuten lang umso besser, als der melodische Kern des Albums sehr gut greifbar ist. Das Trio hat seine ersten Songs mit hörbarer Sorgfalt komponiert und dafür mehr spontane Energie freigesetzt, als es an die Aufnahmen ging; wenn die Drumbeats dann hier und dort nicht hundertprozentig sitzen, wirkt das eher charmant als dilettantisch.
FAZIT: Was Eisenwald "Majestic Medieval Black Metal" nennen, ist im Fall von HELTEKVAD höchst melodisches LoFi-Gerödel auf der Grundlage der Szene-Tugenden der frühen bis mittleren Neunziger. "Morgenrødens Helvedesherre" markiert einen nicht zu nostalgischen und schlussendlich ein Stück weit zeitlosen Underground-Einstand nach Maß für Liebhaber altertümlicher Schwärze. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/8add25ff0b77446997bc4f4dfcedd4e0" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.03.2022
Simon Skotte, Ole Luk
Ole Luk
Simon Skotte, Ole Luk
Simon Frenning
Eisenwald / Soulfood
35:28
25.03.2022