„Heteroklite Lockdown – Seltsamer Lockdown“ – zum einen Titel des neusten Albums des französischen Kontrabassisten HENRI TEXIER und zum andern eine Feststellung, der kaum jemand widersprechen wird. Das Werk des Franzosen thematisiert zum Glück nicht die Pandemie; es ist vielmehr ein äußerst erfreulicher Nachhall derselben: Da auch TEXIER nicht mehr live spielen konnte, musizierte er vermehrt und regelmäßig mit seinem Sohn und Saxophonisten SÉBASTIEN TEXIER.
Zunächst frei von konkreten Erwartungen oder gar dem Ziel, ein Album einzuspielen, arbeiteten Vater und Sohn an Standards sowie neuen und älteren eigenen Stücken. Als sich aus dem gemeinsamen Musizieren die Idee entwickelte, das zusammen erarbeitete Material einzuspielen, wurde der Schlagzeuger GAUTIER GARRIGUE beigezogen, der seit einigen Jahren bereits Mitglied von HENRI TEXIERS „Sand Quintet“ ist.
Aufgenommen wurde „Heteroklite Lockdown“ im Pariser Club Le Tritont. Drei der acht Album-Tracks sind wegweisende Standards: „Round About Midnight“ von Thelonious Monk, „What Is This Thing Called Love“ von Cole Porter sowie Consuelo Velasquez‘ „Besame Mucho“. Dazu kommen drei neue Kompositionen, je eine von jedem Mitglied des Trios. Schließlich wurden mit „Fertile Danse“ und „Izlaz“ auch zwei ältere TEXIER-Songs neu eingespielt. Letztgenannten spielt TEXIER hier etwas schneller als auf der ursprünglichen Aufnahme von 1988 und sorgt mit dieser Version für einen wunderbar bluesig-meditativen Abschluss des Albums.
Es wäre schade, die einzelnen Tracks an dieser Stelle zwecks Analyse zu zerzupfen. Dies ist nämlich eines jener Alben, die sich ohne weiteres und ohne aufkeimende Langeweile in einem Durchgang erleben lassen. Die Dialoge zwischen Saxophon und Bass, die Schlagzeugsoli, die Dynamik im Zusammenspiel: Jedes Stück zeigt in seiner Weise, dass hier drei Musiker ihre Vorliebe für klare Melodien und entspannt fließenden Klang zelebrieren.
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FAZIT: „Heteroklite Lockdown“ ist ein wunderbar schlichtes und unverstelltes Album, frei von jedem Schnickschnack. Drei Könner mit dem Gespür für die Nuancen sorgen mit gutem Songmaterial für uneingeschränkten Hörgenuss. Eine Einspielung, die bestimmt keinen Innovationspreis gewinnt, deren Leichtigkeit und innere Ruhe dafür von A bis Z überzeugen. Vielleicht halt doch eine Art Statement TEXIERS zum Umgang mit der Pandemie?
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.11.2022
Henri Texier
Gautier Garrigue
Sébastien Texier (Saxophon)
Label Bleu
47:21
18.03.2022