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Hovert: Omyt

Stil: Depressive Black Metal

Cover: Hovert: Omyt

Die Inhalte von Depressive Black Metal sind ja immer so eine Sache und reichen vom schlichten Lebensverdruss über verzweifelten Selbsthass bis hin zur propagierten Selbstverletzung (DSBM). Spezifische Philosophien wie der <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Antinatalismus" target="_blank" rel="nofollow">Antinatalismus </a>, also die Philosophie aus ethischen Gründen keine Nachkommen zu zeugen, bilden da eher die Ausnahme, sind für das Genre aber ein sehr passendes Thema.

HOVERT setzen aber nicht nur inhaltlich auf Verdruss, sondern präsentieren „Omyt“ auch optisch passend dazu. Die schwarzweiße Aufmachung des Covers und des Booklets ist sehr gelungen und auch die Illustrationen im Textblatt zeugen doch von einer gewissen Liebe zur eigenen Kunst und deren Präsentation.

Musikalisch dagegen liefern HOVERT eine bedrückende Vertonung von Gefühlen wie Einsamkeit, Verzweiflung und dem Unwillen zu leben.
Interessanterweise ergehen sie sich aber weniger in plakativem Selbsthass als andere Genrekollegen. Trotzdem ist der Charakter der Musik natürlich alles andere als freudvoll, geschweige denn heroisch (um mal beim metallischen Vokabular zu bleiben). Die Songs vermitteln eine latente Schwermut und präsentieren sich als der passende Soundtrack, um (sich selbst) aufzugeben.

Jedem der drei eigentlichen Hauptstücke geht dabei ein atmosphärisch passendes Intro/Outro voraus. In diesen Stücken kommen auch Ambient-Klänge zum Einsatz und vor allem das dunkle Cello sorgt durchweg dafür, dass sich die Stimmung maximal verschlechtert. Gleichzeitig liegt in dieser Schwere etwas Sehnsüchtiges, das nicht zwingend die komplette Selbstsaufgabe suggeriert.
In „Pendulum II“ kommt sogar fast so etwas wie Hoffnung auf (oder ist es doch eher Wehmut?).
In den Hauptsongs (besonders in „Omyt I“) wird aber jegliches Licht und jeglicher Anflug von Positivität im Keim erstickt. Hier regiert der Verdruss, die Schwere und das Suhlen in der eigenen und allgemeinen Negativität, Depressive Black Metal eben. Dementsprechend gut passt auch das Soundbild des Albums. Alles ist roh, kalt und rau. Was scheppern soll, darf scheppern (besonders die Drums). Anderes geht klar und eindringlich unter die Haut (die akustischen Zwischenspiele) und all dem setzt das gequälte Heulen des Sängers die leidende Krone auf.

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FAZIT: „Omyt“ ist inhaltlich und mental fordernd. Hier wird der Verdruss über das Leben aber auf eine künstlerische Art und Weise zelebriert, die schlichtweg atemberaubend ist. HOVERT hinterfragen die Sinnhaftigkeit jeglicher Existenz und finden ihren persönlichen Abschluss indem sie die Selbstaufgabe als Akt der Erlösung zelebrieren. Starker Tobak der an den Nerven zerrt, für die entsprechende Zielgruppe aber ein musikalisches Fest ist.

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.01.2022

Tracklist

  1. Antinatalism I
  2. Antinatalism II
  3. Pendulum I
  4. Pendulum II
  5. Omyt I
  6. Omyt II

Besetzung

  • Bass

    Alever

  • Gesang

    Alever

  • Gitarre

    Alever

  • Keys

    Alever

  • Schlagzeug

    Dismal

  • Sonstiges

    Alever (Cello)

Sonstiges

  • Label

    Talheim Records

  • Spieldauer

    37:21

  • Erscheinungsdatum

    31.10.2021

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