Mit ihrem fünften Album dürften IMPERIAL TRIUMPHANT nicht nur endgültig bei einem toleranten Jazz-Publikum ankommen, sondern sich auch dauerhaft als wirklich progressive Metal-Pioniere etablieren, die gleichwohl immer noch nichts für jeden Geschmack sind. Das New Yorker Trio stellt "Spirit of Ecstasy" in einen retrofuturistisch techno-optimistischen Kontext und verfeinert seinen von atonalem Death und Black Metal (Deathspell Omega trifft auf Gorguts, oder so) gespeisten Stil weiter, was Dynamik und Eindringlichkeit betrifft.
Letzteres bedeutet, dass man als Hörer keine Musikschule besucht haben muss, um die Platte erfassen zu können. Sobald man sich an den lockeren Groove (auf metronomischen Clicktrack dürfte hier nicht gespielt worden sein) von Drummer Kenny Grohowski und die nervösen Bass-Grooves (inklusive Wah-Wah-Geblubber) von Steve Blanco gewöhnt hat, steht dem gepflegten Ausrasten kaum etwas im Weg.
Kompositorische Meisterleistungen vollbringen IMPERIAL TRIUMPHANT dennoch. In ´Metrovertigo´ überführen sie ihren Stil auf einem harschen Industrial-Fundament in psychedelisch sachte Gefilde mit einem Schuss Morbid Angel obendrein, das strukturell ungeheuer dichte ´Tower of Glory, City of Shame´ bringt gespenstische Keyboards (?), Streicher (??) oder melodisches Säuseln (???) zu Gehör, und in ´Death on a Highway´ verstören Stimmsamples und elektronische Beats, als würde der Track nicht auch so schon einem akustischen Infern gleichen.
´Bezumnaya´ gleicht einem überlangen Mix aus Hörspiel und sinfonischem Ambient-Drone, ehe die eingängigsten Nummer (bitte in Relation sehen!) bis zum Ende aufgespart wurde: Das gespenstische ´Maximalist Scream´, dessen Text ausnahmsweise halbwegs verständlich ist, dient als Anspieltipp und Einstieg in die aberwitzige Welt von IMPERIAL TRIUMPHANT.
FAZIT: "Spirit of Ecstasy" setzt im wahrlich avantgardistischen Metal-Bereich Maßstäbe in puncto Intensität, EInfallsreichtum und Unberechenbarkeit. Dass unter anderem Testament-Gitarrist Alex Skolnick Jazz-Pop-Saxofonist Kenny G., Mr.-Bungle-Klampfer Trey Spruance, Brand-X-Bassist Percy Jones und Bloody-Panda-Sängerin Yoshiko Ohara mitwirken, ist einerseits unter Crossover-Gesichtspunkten beeindruckend, andererseits in Anbetracht der Leistung der drei Kernmitglieder nebensächlich. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/e998b1b793404f7b92f5e609a88ab551" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.07.2022
Steve Blanco
Zachary Ezrin
Zachary Ezrin
Kenny Grohowski
Century Media / Sony
54:45
22.07.2022