Die 1991 gegründeten IN THE WOODS… - soviel vorweg als Nachhilfeunterricht für zu spät Geborene - gingen aus Green Carnation hervor, die anfänglich herben Death Metal spielten und letztlich in Prog-Rock/Metal-Gefilden landeten. Das gilt auch für die "Schwesterntruppe", bloß dass diese in der "schwarzen" Disziplin anfing. Dass IN THE WOODS… aber seit ihrer Reunion eine andere Band sind als jene kauzige Truppe, die Mitte der Neunziger den Schneid hatte, Pink Floyd und King Crimson mit Black Metal zu verbinden (wohlgemerkt vor Enslaved, die gern dafür gelobt werden), haben die letzten Longplayer „Pure“ (2016) und „Cease The Day“ (2018) deutlich gemacht.
Auf ihrem zweiten Album mit Drummer Anders Kobro als einzigem verbliebenen Gründungsmitglied kommen die Norweger ihrem Geniestreich „Omnio“ (1997) allerdings so nahe, wie es ohne die prägenden Botteri-Zwillinge möglich ist. Schließlich operieren IN THE WOODS… in ihrer neuen Inkarnation ohne Christopher "C:M." (Bass) und Christian "X" Botteri (Gitarre), die entscheidend für die stilprägende Musik der Band bis zu ihrer zwischenzeitlichen Auflösung waren und nach der Wiedervereinigung 2014 nur noch für kurze Zeit mitwirkten. Zwischen ihnen und den restlichen Musikern bestehen offensichtliche Differenzen, wie aktuelle Interviews suggerieren.
Aber wie dem auch sei: „Diversum“ lebt von elegischen Prog-Rock-Nummern (große Hooks fehlen leider) mit vereinzelten Screams, die an die extremen Roots der Band gemahnen und Neuzugang Bernt Fjellestad - hat auf "The Lyricist" (2018) von Susperia aus dem Dimmu-Borgir-Dunstkreis gesungen und war bis zuletzt bei den Power-Metallern Guardians of Time tätig - genauso natürlich über die Lippen kommen wie klarer Gesang; ohne ex-Sänger James Fogartys der Brite Mr. Fog, bekannt vielleicht von Old Forest und Ewigkeit, pikanterweise jetzt bei Nattehimmel, dem Projekt der Botteri-Twins) farblose Stimme steht einer dauerhaften zweiten Karriere nun wirklich nichts mehr im Weg.
FAZIT: Die großen "Hits" gehen "Diversum" völlig ab, IN THE WOODS… haben mit ihrem neuen Album allerdings einen typischen Grower geschaffen; der darauf enthaltene Progressive Rock bis Metal lebt von einer dunklen Atmosphäre mit unaufdringlichen Melodien und zeitweiligen Härte-Eruptionen (Screams), die in der allseitigen Ruhe umso eindringlicher wirken. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/b31a3b43c5c64e619c76ddb2a4295266" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.11.2022
Nils Olav Drivdal
Bernt Fjellestad
Bernt Sørensen, Kåre André Sletteberg
Kåre André Sletteberg, Nils Olav Drivdal, Alf Erik Sørensen
Anders Kobro
Soulseller / Soulfood
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25.11.2022