Schon beeindruckend, wenn man sich vor Augen hält, was alleine die deutsche Edelstahl-Schmiede Accept an verwandten (oder entgegengesetzten) Projekten und Bands abgeworfen hat… Insofern darf man als Freund traditioneller Metal-Sounds sogar froh darüber sein, dass die Gruppe etliche Mitglieder verschlissen hat, die dann früher oder später mit etwas Neuem auf den Plan getreten sind.
Jüngstes Beispiel: IRON ALLIES, wo sich die ex-Accept-Mitglieder David Reece und Herman Frank begegnen. Reece sang 1989 auf dem Album "Eat the Heat" und der "Generation Clash"-EP, hier steht ihm der Drummer seiner eigenen Combo zur Seite, Francesco Jovino. Gitarrist Frank gehörte während der Aufnahmen des 1983er Klassikers "Balls to the Wall" zur Band und wirkte nach ihrer Reunion 2009 auf drei Studioalben bis 2014 mit. Seinen Nebenmann Mike Pesin bringt er von seinem eigenen Projekt mit, wobei beide auch schon bei Victory Gitarre spielten. Bassist Malte Burkert sitzt derzeit quasi als bindendes Glied sowohl bei Victory als auch David Reece im Boot.
Und was spielen die Herren? Klassischen Metal mit nicht allzu stark ausgeprägter "teutonischer" Schlagseite. Der gebürtige US-Amerikaner Reece garantiert ähnlich wie Mark Tornillo aktuell bei Accept, dass die Songtexte, ihr Vortrag und überhaupt die ganze Attitüde der Band eher lässig als verkrampft sind. Vom Uptempo-Opener ´Full of Surprises´ an ist dann auch klar, dass die Band der erzkonservativen Metal-Formel etwas Frisches, Unverkrampftes abzugewinnen sucht.
Und tatsächlich strahlt das Album eine unbekümmerte Eleganz aus, obwohl sich IRON ALLIES auf weithin gängige Stilmittel und Songwriting-Kniffe konzentrieren. Das gemächlich shuffelnde Titelstück und die kriechende Heaviness von ´Martyrs Burn´ oder ´Nightmares In My Mind´ stehen den wiederum rasanten Singalongs ´Fear No Evil´, ´Selling Out´ und ´Bloond On The Land´ gegenüber, wobei sich Reece scheinbar mühelos eine hymnische Melodie aus dem Hals drückt.
Dass die letzten drei Tracks den vorangegangen strukturell einen Tick zu stark ähneln, ist angesichts ihrer Klasse nicht sonderlich schlimm, doch "Blood In Blood Out" käme noch stärker rüber, wenn sich die Band diese zehn, zwölf Minuten einfach gespart hätte.
FAZIT: Auf ihrem Debütalbum "Blood In Blood Out" spielen IRON ALLIES erstklassigen Dampframmen-Metal mit "deutschem" Einschlag. Die Band wirkt auf ihre unkomplizierte und unberechnete (nicht unberechenbare) Art tatsächlich wie ein natürlicher Zusammenschluss Gleichgesinnter, die bloß eben eindrucksvolle Lebensläufe haben; die nichts weniger als edle Produktion aus den geschichtsträchtigen Horus Sound Studios setzt der Platte neben richtig gut durchdachten Songtexten das i-Tupferl auf. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/ee45dfb52b7d44f8930b2d170c4fddab" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.10.2022
Malte Burkert
David Reece
Herman Frank, Mike Pesin
Francesco Jovino
AFM / Soulfood
52:00
21.10.2022