Als KATY J. PEARSON 2020 ihr Debüt-Album „Return“ herausbrachte, hatte sie bereits erfahren müssen, dass es gar nicht so einfach ist, im Musikbiz Fuß zu fassen, denn zuvor war sie bereits mit ihrem Bruder Bob und einem gemeinsamen Projekt in den Büros eines Major-Labels gescheitert.
Daraus entwickelte die Songwriterin aus Bristol im Folgenden das Bedürfnis, sich unabhängig von Marketing- und Business-Aspekten mehr auf ihr Kerngeschäft als Songwriterin zu konzentrieren. Auf ihrem zweiten Album „Sound Of The Morning“ wird das besonders deutlich, denn anders als auf dem im Vergleich poppigeren Debüt-Album „Return“ ging es ihr nun weniger darum, knackige Folk-Rock- und Powerpop-Hits aneinanderzureihen, sondern darum, ihre eigene Geschichte in Songs mit einem durchgehenden Spannungsbogen zu gießen und diese in einem stilistisch ungebundenen Setting zu erzählen.
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Der Musikerin ist es dabei wichtig festzuhalten, dass sie etwas zu sagen hat, dass sie ihre Karriere langfristig sieht und „Sound Of The Morning“ als integralen Bestandteil derselben verstanden haben möchte und dass sie ihre Klangpalette und ihren musikalischen Horizont mit diesem Projekt deutlich erweitern wollte.
Das Ergebnis ist eine eigentlich klassische Singer/Songwriter-Scheibe, die aber in Bezug auf die musikalische Umsetzung alles andere als klassisch (bzw. konventionell) angelegt ist.
Schon alleine ein Blick auf die Arrangements – mit akustischen und elektrischen Instrumenten, Synthesizern, Bläsern, Omnichord, Slide-Gitarren und Chören – zeigt, dass hier im Detail mehr passiert als es die dezidiert geradlinigen Songstrukturen vermuten lassen.
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Der eher nachdenkliche Charakter vieler Tracks ist dann den nicht immer erfreulichen Erfahrungen und Erinnerungen geschuldet, welche die Singer/Songwriterin in detailreichen Aphorismen mit einer Prise Mystik in Form von assoziativen Wortschwallen (die sie selbst als solche kategorisiert) verbalisiert.
„Sound Of The Morning“ ist also weniger spektakulär ausgefallen als „Return“, bietet aber auf verschiedenen, miteinander verwobenen Ebenen eigentlich mehr von dem, was KATY J. PEARSON als Persönlichkeit auszeichnet.
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FAZIT: Als KATY J. PEARSON ihr Debüt-Album „Return“ veröffentlichte, bekam sie – aus verschiedenen Gründen – das „Country“-Label verpasst, was aber zumindest musikalisch vollkommen am Thema vorbei ging, da KATY nicht einen einzigen Song im Angebot hatte, der sich dem Country-Setting hätte zurechnen lassen. Eine Folge der, auch für sie, unglücklichen Einordnung ist die, dass die Musikerin sich auf ihrem zweiten Album noch mehr von klassischen Genre-Typisierungen fernhält. Zwar gibt es mit dem Song „The Hour“ im Zentrum der Scheibe tatsächlich so etwas wie einen klassischen Folksong britischer Prägung, ansonsten gibt es aber stilistisch kein Halten mehr. Unterstützt von dem Produzententeam ALI CHANT und DAN CAREY entstand so mit „Sound Of The Morning“ ein Songwriter-Album, welches sich jeglicher musikalischen Kategorisierung erfolgreich entzieht.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.07.2022
Katy J. Pearson
Katy J. Pearson
Heavenly Recordings
42:06
08.07.2022