Hardcore-Alben sind in der Regel geprägt von harten Klängen, starken Emotionen und einer grundlegend angespannten Stimmung. Das Hamburger Quartett KAVRILA lebt auf seinem neuen Album „Mor“ genau diese Aspekte in voller Leidenschaft aus.
In „Mor“ (skandinavisch für „Mutter“) verarbeitet Sänger Alex den Verlust seiner Mutter in zehn kurzen, knackigen Songs, die allesamt in guter Hardcore-Tradition durch die Boxen ballern. In gewohnter Manier werden dabei auch keine Kompromisse gemacht. „Watershed“ steckt den musikalischen Rahmen schon früh ab, die richtigen Höhepunkte gibt es ab „Nebula“ und spätestens mit dem Titeltrack „Mor“ entfalten KAVRILA ihr volles Potenzial.
Der Gesang ist entsprechend aggressiv und wirkt teilweise zurecht verzweifelt. Das melodische Spektrum reicht von knapp angeschlagenen Saitenklängen bis hin zu halbwegs komplexen, kernigen Riffs. Teilweise wird bewusst disharmonisch gearbeitet, das gesamte Bild passt aber hervorragend zur harschen Basis. Die lädt übrigens zum Moshen ein!
Gerade in Anbetracht der negativen Thematik und der entsprechenden Vertonung ist der ein oder andere Pit wohl angebracht, welchen Song man sich dazu wählt, spielt eigentlich kaum eine Rolle. Die funktionieren dafür alle ganz prima. „Endocardium“ ist durch sein – für das Album zumindest einzigartiges – Riffing allerdings besonders geeignet.
Die Hamburger Donnerkeule findet aber bereits nach weniger als einer halben Stunde ihr jähes Ende und reiht sich damit ebenfalls in die altbekannten Hardcore-Muster ein. Dass die Vorstellung so kurz nach Beginn schon endet, ist der Musik aber vermutlich sehr zuträglich. Denn trotz der ganzen starken Songs fehlt es dem Album etwas an Abwechslung und Einzigartigkeit.
Unter Garantie werden zwei oder drei Titel von „Mor“ ihren Weg in die heimische Punk-Playlist finden. Und auch ein geneigter Sludge-Liebhaber findet sich hier zurecht, der große Wurf gelingt KAVRILA noch nicht. Aber in der jungen Bandgeschichte kann noch viel passieren, da bleiben wir einfach mal ganz zuversichtlich.
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FAZIT: Ein emotionales und kantiges Brett, so kann man „Mor“ von KAVRILA sicherlich in aller Kürze beschreiben. Im Detail finden sich dann einige spannende Momente in einem insgesamt guten, aber nicht herausragenden Hardcore-Album, welches vor allem die Zerrissenheit des Sängers, ausgelöst durch den Tod seiner Mutter, sehr gekonnt widerspiegelt.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.02.2022
Daniel Gonzalez
Alex Bujack
Andreas Filippou
Miltiadis Karanastassis
Narshardaa Records
28:30
03.12.2021