„Tennessee Keep Georgia Off My Mind“ singt REBECCA LOVELL auf dem entsprechenden Track des neuen LARKIN POE Albums „Blood Harmony“. Und das ist dann auch gleich die neue Standortbestimmung, die die LOVELL-Sisters markieren.
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Aufgewachsen im Peach-State Georgia entwickelten sich REBECCA und MEGAN LOVELL a.k.a. LARKIN POE konsequent von ihren ursprünglichen Roots in Bluegrass- und Folk-Zirkeln hin zu jener Art eines stadionkompatiblen Blues-Rock-Acts, den sie von Anfang an im Auge gehabt hatten.
Auf dem Weg dahin entwickelten sich die LOVELL-Schwestern in Sachen Songwriting, Performance, Technik und Produktion konsequent weiter und erreichten schließlich ein Level, auf dem sie vollkommen autark und unabhängig ihre musikalischen Visionen ohne Hilfe von außen umsetzen konnten. Um dieses Ziel konsequent verfolgen zu können, zogen die Schwestern vor einigen Jahren nach Nashville, Tennessee, und errichteten dort ihre neue Homebase, womit wir wieder beim einleitenden Zitat sind: Mit diesem Album bekennen sich LARKIN POE zu ihrer Wahlheimat und blicken nun mit einer neuen musikalischen Perspektive in die Zukunft, was nicht heißen soll, dass LARKIN POE mit ihrer Vergangenheit abschließen wollen.
Ganz im Gegenteil: „Blood Harmony“ ist auf gewisse Weise ein sehr persönliches, autobiographisch geprägtes Album geworden.
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Im Titeltrack etwa, macht sich REBECCA LOVELL Gedanken über das musikalische Erbe, das ihr von den Eltern übertragen wurde und ihren Werdegang maßgeblich prägte...
ABER: Auf der musikalischen Seite kehren LARKIN POE wieder zu jenem Setting zurück, in dem sie zu Beginn ihrer Laufbahn mit Bandmusikern zusammenarbeiteten. „Blood Harmony“ ist das erste Werk nach dem Debüt-Album, an dem die Schwestern auch wieder ihre Bandmusiker beteiligen. Auch ist es keine reine Blues-Scheibe mehr. Zwar beginnt „Blood Harmony“ noch mit dem klassischen Electric-City-Blues „Deep Stays Down“, doch spätestens mit dem zweiten Track „Bad Spell“ geht es in Richtung Southern Rock. Und zwar jene Art von erdigem Southern Rock, der von Bands wie den GEORGIA SATELLITES dereinst in den 80ern und 90ern populär gemacht wurde.
Gelegentlich wird die Melange mit einer Prise 70's Glam-Flair, ein wenig Psychedelia und einer Prise Schweinerock gewürzt. Nur gelegentlich – wie etwa auf dem ironischerweise „Kick The Blues“ genannten Song (in dem es ausgerechnet um eine Emanzipation vom Blues zugunsten des Rock'n'Roll geht) – deuten Larkin Poe in Richtung Blues-Rock.
Kurzum: „Blood Harmony“ ist genau die Scheibe geworden, die REBECCA und MEGAN LOVELL wohl insgeheim immer schon angestrebt – und mit ihren letzten drei Alben bereits sorgsam vorbereitet haben.
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FAZIT: Auch wenn das neue LARKIN POE-Album „Blood Harmony“ erstmals seit Langem mit einem kohärenten Band-Sound aufwartet, heißt das nicht, dass REBECCA und MEGAN LOVELL damit ihr gewohntes Produktionsterrain verlassen. „Blood Harmony“ ist nach wie vor eine Art Familienunternehmen. Beide Schwestern arbeiteten die neuen, dezidiert autobiographisch geprägten Songs minutiös gemeinsam aus, bevor sie dann unter der Regie von TYLER BRYANT (seines Zeichens seit einiger Zeit der Ehemann von REBECCA LOVELL) in dessen Studio produziert und eingespielt wurden. Songs, wie der Titeltrack, „Southern Comfort“ oder „Bold Cutters & The Family Name“, unterstreichen dabei die 'private Note' und machen das Album erneut zu einer ziemlich persönlichen Angelegenheit der LOVELL-Sisters, die allerdings musikalisch mit einem stadiontauglichen Anspruch implementiert wurde.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.11.2022
Tarke Layman
Rebecca Lovell, Megan Lovell
Megan Lovell, Rebecca Lovell, Tyler Bryant
Kevin McGowan
Tricky Woo
42:33
11.11.2022