Natürlich ist die australischer Musikerin LAURA JEAN (ENGLERT) im klassischen Sinne schon lange keine Amateurin mehr, denn ihr erstes Album „OUR SWAN SONG“ veröffentlichte sie bereits 2006.
Dennoch ist der Titel ihres nunmehr sechsten Albums (das zugleich auch ihr Pandemie-Werk geworden ist) mit Bedacht gewählt, denn LAURA JEAN bezeichnet das Ganze mit selbstironischer Distanz als „musikalische Tragikomödie“ und kommt in dem Titeltrack „Amateurs“ zu dem Schluss, dass Cleverness, Intellekt und Dogmen in der Kunst nichts zu suchen haben und sie in diesem Sinne eine Amateurin ist, als dass sie ihr Songwriting ohne diese Attribute, dafür aber mit einer Prise Humor angehe.
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Nach dieser Prämisse ist „Amateurs“ dann auch auch ein autobiographischer Rückblick für LAURA JEAN, die damit ihre eigene Geschichte seit ihrer Teenager-Zeit in Songs wie „Teenager Again“ oder „Folk Festival“ zu einer Art verspätetem Coming-Of-Age-Album verdichtet. Musikalisch schließt sie dabei in gewisser Hinsicht wieder zu ihren Folk-Pop-Roots auf, nachdem sie sich mit ihrem letzten Album „Devotion“ von 2019 in einem E-Pop-Experiment verzettelt hatte.
Was diese Scheibe indes von ihren Frühwerken unterscheidet, ist der unbestreitbare Mut zur großen musikalischen Geste.
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Denn LAURA JEAN arbeitete hier gleich mit drei Produzenten an dem Album – darunter vor allen Dingen ERKKI VELTHEIM, der ihr verspielte, aber auch operettenhaft/dramatische, kammermusikalische Streicherarrangements schrieb, mit denen ihre Songs nun ausgekleidet sind. Logischerweise kommen die Songs in diesem Setting weit weniger poppig daher, als zuletzt gewohnt.
Ihren Sinn für einschmeichelnde Melodien und angenehme Harmoniefolgen hat LAURA JEAN dabei allerdings eben sowenig eingebüßt wie einen düsteren Unterton, der das Projekt – trotz aller plüschigen Opulenz – niemals ins süßliche abgleiten lässt.
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FAZIT: „Für mich fing alles mit dem Saxophon an“, erklärte LAURA JEAN einmal bei einem ihrer seltenen Live-Shows in Europa. Und auch wenn das besagte Saxophon auf dem neuen Album einzig bei dem Track „A Funny Thing Happened“ zu hören ist, ist dies doch ein Zeichen dafür, dass sich LAURA JEAN in den langen australischen Lockdown-Phasen, während derer das Album konzipiert wurde, eben auf ihre Herkunft besann und somit musikalisch wie inhaltlich zu ihren Roots zurückkehrte. Und das steht ihr deutlich besser als die ambitionierten, aber in die Irre führenden Experimente auf ihren letzten Veröffentlichungen.
Punkte: 14/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.11.2022
Laura Jean
Laura Jean
Chapter Music
36:49
04.11.2022