Udo Fischer alias LOW ORBIT DRIFT entfernt sich ein wenig mit seinen beiden aktuellen EPs vom Dark Jazz früherer Veröffentlichungen. Hier trifft eher die Bezeichnung „Science Fiction Noir“ gepaart mit Dark Ambient zu. Wobei die Stimmung gar nicht so dunkel ist. Das pianolastigere „Into The Core“ aus dem Jahr 2020 ist ein traumwandlerisches Gleiten zwischen wohliger Umarmung und nebelhaftem nächtlichen Gruseln im tiefen Wald. Das Klavier sorgt für s Streicheln, die im Hintergrund wabernden Synthesizer fürs Unbehagen. „The Ground“ und „The Core“ sind exzellente, eigenständige Hommagen an Angelo Badalamenti und „Twin Peaks“.
Die aktuelle EP „Do not Take The Path Through The Woods“ gibt der Elektronik mehr Raum, ohne an Wärme zu verlieren, und wandelt sicher auf den Pfaden, die zu John Carpenter führen. Verzichtet dabei weitgehend auf die alptraumhafte Schärfe, die Carpenters Musik innewohnt. LOW ORBIT DRIFT sind weit mehr im Noir daheim als im Horrorfilm. Ergibt kleine imaginäre Soundtracks zu Filmen, die sich nahezu automatisch im Kopf der Lauschenden entwickeln. Ein Traum in einem Traum, leicht verhangen, melodisch anrührend, Unruhe vermeidend, eher sanft drängend und nie in trunkenem Kitsch endend.
FAZIT: LOW ORBIT DRIFT liefert einmal mehr den stimmungsvollen Soundtrack zum Chillout in der Black Lodge. Nach einer anstrengenden Schicht im Precinct 13. Atmosphärisch stimmige Dämmerungsmusik für aufreibende Zeiten wie diese.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.08.2022
Udo Fischer
Udo Fischer
Eigenproduktion
19:09/15:52
01.09.2022