Wenn Kunst allgemein als „Kult“ verschrien wird, dann ist doch erstmal ein wenig Vorsicht geboten. Denn manches, das als unverzichtbares Immergrün angepriesen oder als musikalischer Klassiker hochgelobt wird, entpuppt sich nach nüchterner Betrachtung doch als eher mittelmäßig.
Ob Mittelmaß im Fall von LUSTFINGER zutrifft, ist zwar diskutabel, denn ohne Zweifel ist „LustfingeR“ von vorne bis hinten vollgepackt mit launiger Rockmusik, die ein gehöriges Ohrwurmpotenzial mitbringt, aber um mal einen provokanten Vergleich zu ziehen: Schlager setzt auch auf Ohrwurmtauglichkeit.
Ganz so schlimm ist das bei LUSTFINGER zwar nicht, aber dass ein Highlight des Albums ausgerechnet ein Cover ist („My Brain is hangin‘ [Bonzo goes to Bitburg]“), zeugt doch irgendwie davon, dass bei dem eigenen Material der Band noch einiges an Luft nach oben ist.
Ein Überraschung gibt’s aber doch: „Träumer“ kann als leicht pathetische Hymne auf die (eigene) Vergangenheit und Jugend durchaus überzeugen und geht auch musikalisch mehr als nur in Ordnung.
Und auch der Rausschmeißer „Hasta La Vista“ weiß als Hymne auf die eigene Vergangenheit und Jungend zu gefallen.
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FAZIT: Unterm Strich lässt sich „LustfingeR“ wohl am ehesten als solides Album mit ein paar Schwächen und wenigen Ausreißern beschreiben. Damit stehen LUSTFINGER grundsätzlich nicht schlecht da, lassen sich selbst aber eben auch noch einigen Platz zur zukünftigen Entwicklung.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.09.2022
Tom „Schilli“ Schill
Tom Fock, Jean Beauvior
Danny Raygun
Tommy Wagner
rotz + wasser
42:44
29.07.2022