Davon abgesehen, dass "Of Kingdom and Crown" den Einstand des polnischen Gitarristen Waclaw J. Kieltyka alias Vogg (Decapitated) bei MACHINE HEAD markiert, machen Robb Flynn (letztes verbliebenes Originalmitglied) und Co. mit ihrem neuen Werk einen begrüßenswerten Rückschritt. Die vor 31 Jahren im kalifornischen Oakland gegründete Gruppe hat ihre epische Seite wiederentdeckt und versucht sich abermals erfolgreich an der Thrash-Königsdisziplin, ein Nachwort zu Metallicas "Master of Puppets" und "…And Justice for All" zu schreiben.
Bereits die zehneinhalbminütige Eröffnung ´Slaughter the Martyr´ steht im Zeichen früherer Longtracks wie ´Descend the Shades of Night´ (2003) oder ´Clenching the Fists of Dissent´ und ´A Farewell to Arms´ (2007), wobei die Platte insgesamt wie ein Nachfolger der "The Blackening".LP wirkt, von der die beiden letztgenannten Tracks stammen. Der Tiefgang dieser Nummer scheint allerdings nur dazu zu dienen, die atmosphärische Grundrichtung für den Rest vorzugeben, der ungleich direkter auf die Zwölf haut, aber zusammenhängend zu verstehen ist, nicht zuletzt hinsichtlich mehrerer verkittender Zwischenspiele.
´Choke on the Ashes of Your Hate´ wäre gemeinsam mit dem bissigen ´Bloodshot´ (hat was von neueren Exodus) auf dem klassischen Banddebüt "Burn My Eyes" gut als Hitsingle aufgehoben gewesen, und der schleppende Groover ´Kill Thy Enemies´ hätte den Nachfolger "The More Things Change…" veredelt, wohingegen sich MACHINE HEAD mit dem Blastbeat-Monster (!) ´Become the Firestorm´ nebst in höherer Lage gesungenem Refrain einen Ausflug in eher für die Schweden Soilwork reservierte Gefilde erlauben - ein erfolgreiches Experiment, falls als solches gedacht, inklusive Band-typischem Breakdown.
Ex-Klampfer Logan Mader gibt sich ein neuerliches Stelldichein in ´My Hands Are Empty´, einem mit bombastischem Intro und Kehrvers versehenen Wüterich, der mit seinem sehr europäisch klingenden Lead-Break genauso wie das anschließende ´Unhallowed´ und die zum Mitgrölen geile Peitsche ´No Gods, No Masters´ gut auf "Through the Ashes of Empires" gepasst hätte. Dass das abschließende ´Arrows in Words from the Sky´ (eine kompositorische Sternstunde für Flynn) klassischstes Songwriting-Handwerk darstellt, beweist die Akustikversion des Tracks im Bonusteil der limitierten Edition der Platte.
FAZIT: MACHINE HEAD entfernen sich erfreulicherweise wieder von ihren zwischenzeitlichen Ausflügen in Nu-Metal-Gefilde und tun das, was sie spätestens seit "Through the Ashes of Empires" am besten können - Spätneunziger-Groove-Thrash mit den zeitlosen Tugenden des Stils aus den Achtzigern zu einem tagesaktuellen Ganzen kombinieren. sieben bis acht der zehn richtigen Songs von "Of Kingdom and Crown" haben Livestandard-Potenzial, wovor man nach über drei Jahrzehnten Bandgeschichte nur den Hut ziehen kann. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/3b53d0bf8140491f8cf16e228b64fcc9" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.08.2022
Jared MacEachern
Robb Flynn, Jared MacEachern
Robb Flynn, Vogg
Navene Koperweis
Nuclear Blast / Believe
59:30
26.08.2022