In den Unweiten des Alls gibt es so allerlei komische (und kosmische) Geräusche. Und auch der heimische Garten bietet eine Vielfalt an faszinierenden Klängen, so etwa das Zwitschern der Vögel oder das Knarzen sich im Wind wiegender Bäume. MALO MORAY & HIS INFLATABLE KNEE verbindet diese Einflüsse in einem atmosphärischen Brei voller Experimentierfreude und Innovationen. Unter dem Einfluss der COVID-Pandemie stehend hat sich Martin Riebel (so der bürgerliche Name MALO MORAYs) von eigenen Erfahrungen in Sachen Einsamkeit und Niedergeschlagenheit leiten lassen und improvisierte, was das Zeug hielt. Herausgekommen ist nun das aktuelle Album „Improvisations from the Solar System (And Other Solo Pieces)“. Nun sollte man sich aber vom sperrigen Titel und von der etwas eigentümlichen Namensgestaltung des Projekts nicht verunsichern lassen.
Die musikalische Darbietung erinnert binnen Sekunden an den Ambient-Großmeister BRIAN ENO, wenngleich die Energie doch eine andere ist. Vielleicht ist dieser Umstand der Improvisation geschuldet, aber die Stringenz fehlt bei MALO MORAY zunächst. Dabei ist die Instrumentierung des Albums von vornherein spannend und abwechslungsreich. In den ersten beiden Titeln kommen vor allem die eingangs erwähnten Gartengeräusche zum Tragen, die sich in einem Wirrwarr aus hölzernen Perkussionselementen, Basslinien und seichten Gitarrenklängen wiederfinden – all das vor einer dichten Wand an Synthesizern. So interessant dieser Mix anmuten mag, so schwer ist gleichermaßen der Zugang. Natürlicherweise gehen improvisierte Stücke nicht unbedingt direkt ins Blut, aber die teils willkürliche Rhythmusgestaltung macht einem den Einstieg nicht leicht.
Mit den beiden Jupiter-Stücken (Titel 3 und 4) schaffen MALO MORAY & HIS INFLATABLE KNEE allerdings einen starken Kontrast. Die Klanglandschaft wird düsterer, dröhnender und verändert sich dadurch vollkommen. Vom Grün der Natur bewegt sich die Soundkulisse in die hintersten Ecken des Alls und schafft damit zumindest eines: die Stücke klingen so, wie ihre Titel vermuten lassen. Besonders „Building Skyscrapers on Jupiter“ sticht als intensives Hörerlebnis heraus. In seinen rund elfeinhalb Minuten rauschen industrielle Geräusche an einem vorbei, während MALO MORAY in minimalistischer Manier die Elektronik spielen lässt. So simpel die Klänge auch daherkommen, der langsame Aufbau und die späte Wall of Sound machen den Titel zu einem der spannendsten dieser Platte. Die Spannung wird mit „A Busy Suspension Bridge Floats over a Deserted Area on Venus” noch vorangetrieben. Man schließe die Augen und stelle sich den, im Titelnamen beschriebenen, Umstand einfach mal vor – die Atmosphäre wirkt gleich viel intensiver.
Leider flacht sie zum Ende des Albums hin aber auch wieder ab und verliert sich in einzelnen, sonoren Sounds, die im Schatten des starken Mittelteils doch deutlich verebben. Auch wenn solche Umstände im Rahmen eines improvisierten Albums nicht ungewöhnlich sind, wäre eine Fokussierung auf entweder kosmisches Ambiente oder aber auf eine verträumte Gartenlaune sinnvoll gewesen. Wenn sich MALO MORAY beispielsweise vollständig in den Fängen des Alls verheddert, kommt dabei sicherlich eine spannende Irrfahrt zustande.
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FAZIT: So richtig weiß man am Ende von „Imrpovisations from the Solar System“ nicht, wohin die Reise gehen soll(te). MALO MORAY schafft mit seinem aufblasbaren Knie zwischendurch eine sehr dichte und drückende Atmosphäre. Der starke Mittelteil passt aber nicht so recht in die anfänglich angedeuteten Klänge und wäre auf einem eigenen, genau dafür konzipierten, Album in längerer Spielzeit sehr gut aufgehoben. Dennoch zeigt MALO MORAY innerhalb seiner Improvisationen ein enormes Talent für ungewöhnliche, abstrakte Klänge. BRIAN ENO wäre stolz!
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.02.2022
Malo Moray
Eigenvertrieb
44:43
19.11.2021