Ein RAMMSTEIN/ELUVEITIE-Hybrid?
Nein, es sind die Kroaten von MANNTRA, die auf „Kreatura“ aber eine musikalische Mixtur präsentieren, bei der eine Kombination genannter Referenzen gar nicht so weit hergeholt ist.
Stampfender Industrial trifft auf Folklore und eben Gitarrenriffs. Das klingt wie die perfekte Party-Band auf einem Festival wie z.B. dem Wacken Open Air. Im Grunde ist das nicht negativ, denn wer feiert denn nicht gerne?
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Sucht man aber musikalischen Tiefgang, sind MANNTRA wohl eher nicht die richtige Anlaufstelle. Daran kann auch Micha Rhein von IN EXTREMO im abschließenden „So ist das Leben“ nix ändern.
Eher ist das Gegenteil der Fall: Zu unterstellen, der Song wäre die Schunkel-Ballade, die zwingend dafür gemacht wurde, bei Dämmerstimmung und dem x-ten Bier in der Birne, mitgegrölt zu werden, ist vielleicht ein bisschen hart, das macht es aber nicht weniger passend.
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Sieht man mal von dem kalkuliert wirkenden Charakter des Albums ab (ein simpel gehaltener Ohrwurm jagt den nächsten), machen Songs wie „Königsmord“ oder auch das plakativ-passend betitelte „Tanz“ durchaus Laune. Die Musik geht sofort in die Beine und nach zwei Runden lässt sich jeder Refrain fehlerfrei mitsingen.
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Einziger Ausreißer aus diesem Schema ist „Black“, das als melancholische Ballade mit Piano, Streich- und Zupfinstrumenten durchaus gefällt. Wobei auch hier ein bisschen das Kalkül an die Tür klopft, für den Feuerzeug-Moment beim Konzert will schließlich auch gesorgt sein.
Zwar werten die vielfach auftauchenden, weiblichen Zusatzgesänge das Material durchaus auf und geben den Songs hier und da ein leichtes Gothic-Flair (z.B. „Not Guilty“), aber im Großen und Ganzen klingt „Kreatura“ trotz, oder gerade wegen, seines durchgestylten Charakters eher unspektakulär.
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FAZIT: Mit ziemlicher Sicherheit können MANNTRA live ein Stimmungsfeuerwerk abbrennen. Auf „Kreatura“ dagegen zündelt die Band eher auf Sparflamme. Das Album bietet grundsätzlich gut geschmiedetes Metall, das den Spreizschritt zwischen Folk und Industrial vollzieht, ohne in irgendeine Richtung ernsthaft auszubrechen, oder gar mit musikalischer Überraschung aufzuwarten. Dass sowas in den entsprechenden Momenten durchaus Spaß machen kann, ist unbestritten.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.11.2022
Zoltan Lecei
Marko Matijevic Sekul, Michael Rhein, Bojana Brdaric, Nina Kraljic
Dorian Pavlovic
Andrea Kert
NoCut/SPV
39:38
12.08.2022