Neues – und zugleich 'Altes' – was es hier von MARKUS REUTER, dem deutschen FRIPP an der Touch-Gitarre, sowie seinen begnadeten Musiker-Kollegen an Schlagzeug und Bass zu berichten gibt.
Nachdem sein <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2020/Markus-Reuter/Truce/" target="_blank" rel="nofollow">„Truce“-Album</a> von Kritikern und Freunden seiner Musik sehr positiv aufgenommen worden war, wozu intensiv auch seine beiden musikalischen Mitstreiter an Bass und Schlagzeug – Fabio Trentini und Asaf Sirkis – beitrugen, gibt es nun die Fortsetzung in gleicher Besetzung zu hören. Logischerweise unter dem Titel „Truce 2“
Und im Grunde braucht man nicht groß drumherumzureden, denn die musikalischen Zutaten sind gänzlich die gleichen wie auf dem ersten Teil. Im Mittelpunkt die Touch-Gitarre, jede Menge rhythmische Taktwechsel und Bass sowie Schlagzeug plus einiger Electronics, die oft improvisiert ihre eindrucksvollen Beiträge beisteuern. Häufig sehr experimentell, komplex und einfallsreich, während dreier Tage vom 3. bis 5. Juli 2021 im Studio eingespielt.
Die CD-Variante erscheint zudem in einem sechsseitigen Papersleeve und macht auch optisch durchaus was her.
Auf „Truce 2“ spielt diesmal auch die Corona-Pandemie eine wichtige Rolle und beschleunigte aufgrund der vielen abgesagten Konzerte dessen Veröffentlichung.
Also wurden bereits im Juli 2021 die ersten Aufnahmen eingespielt und obwohl Reuter selber die Auskunft gibt, dass auf dem neuen Truce-Album 'eine andere Geschichte' erzählt wird, so ähneln sich zumindest die musikalischen Mittel.
Die Bässe gehen noch tiefer und sind zugleich breitgefächerter, was auch daran liegt, dass Trentini bei den Aufnahmen gleich drei unterschiedliche Bässe (Wal Frettless Bass, 5-saitigen Bass und elektrischen Kontrabass) spielte. Dann dauerten die Aufnahmen insgesamt zwei Tage, ein Tag zum Mischen folgte und fertig war „Truce 2“. Energiegeladen, improvisiert und vielschichtig, aber auch mit ein paar Overdubs versehen. Im Unterschied dazu wurde der erste Teil an nur einem Nachmittag und ohne jegliche Overdubs aufgenommen.
Ungewöhnlich druckvoll und progressiv startet das Album mit dem knapp neunminütigen „The Rake“, um dann auf „Rounds Of Love“ Bass und Schlagzeug dominieren zu lassen und diese mit Electronics anzureichern, die ein wenig nach wildem Straßenverkehr samt Hupgeräuschen klingen, während es mit „Barren“ deutlich sphärischer wird, um einen gewissen Ruhepunkt in der oft hektischen 'Truce'-Klangwelt zu setzen.
Im Zentrum des Albums lauert dann mit „Melomania“ auch das längste Stück. Ein Zehnminüter, der von vielen Laut-Leise-Stimmungswechseln lebt. Genau dieses Wechselspiel setzt sich auch bis zum Ende des Albums fort.
Und dass hinter einem Titel wie diesem, der übersetzt 'Waffenstillstand' bedeutet, derzeit eine ungeahnte Hoffnung in kriegerischen Zeiten steckt, konnte das Instrumental-Trio um Reuter zu dem Zeitpunkt der Aufnahmen nicht ahnen.
FAZIT: Mit „Truce 2“ setzt das Trio MARKUS REUTER, FABIO TRENTINI und ASAF SIRKIS ihre „Waffenstillstand“-Alben bei MoonJune Records fort, die nicht nach weißer Fahne, sondern druckvollem, progressivem Jazz-Rock – natürlich mit viel Touch-Gitarre und etwas FRIPP-Flair versehen – klingen. Wer vom ersten Teil begeistert war, der wird auch bei dieser Fortsetzung bedenkenlos erfreut sein. Und wer beide Teile noch nicht kennt, der hat als Freund von FRIPP bis Jazz-Rock echt was verpasst.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.03.2022
Fabio Trentini
Markus Reuter
Markus Reuter
Asaf Sirkis
MoonJune Records
49:57
15.03.2022