Nach einem Kurzformat und ihrem selbst betitelten Einstand 2019 haben MASS WORSHIP ganz offensichtlich gleich mehrere lange Schritte gemacht, denn "Portal Tombs" sprengt den Rahmen dessen bei weitem, was sich bislang aus skandinavischem Death Metal und traditionellem Hardcore speiste.
Der sogenannte "Darkened Metal", den sich die schwedisch-dänische Freundschaft einst auf die Fahnen geschrieben hat, lässt sich nunmehr auf ihre bisherigen Einflüsse zurückführen, glänzt aber eben durch deutliche Erweiterungen hin zum Progressiven und generell einer höheren Dynamik, was Stimmungen und Klangnuancen betrifft.
Bereits das eröffnende ´Specular Void´ sägt und brüllt sich ungewohnt schwerfällig und vor allem mit bombastisch flächigem Atmo-Sound in den Post-Metal-Nimbus von Cult of Luna und Co., und bis das recht kalt anmutende akustische Bild aufwärmt, ist man bei der Dampfwalze ´Revel in Fear´ angekommen, die tatsächlich fast genau so auf dem ersten oder zweiten Mastodon-Album hätte stehen können.
Die nordeuropäische Handschrift der Musiker bleibt dennoch ständig erkennbar, sei es in Form von charakteristisch melodischen Gitarrenleads (´Unholy Mass´, ´Deliverance´) oder hämmernder Thrash-Versatzstücke wie im Highlight ´Scorched Earth´, das in der Tat nichts weiter als ebensolche verbrannte Erde hinterlässt.
2018 fungierte schon At-the-Gates-Frontmann Tomas Lindberg als Gast auf MASS WORSHIPs allerstem Lebenszeichen - der 7"-Single "Spiritual Destitution" -, nun sind sein Bandkollege Jonas Stålhammar, aber auch Napalm-Death-Sprachrohr Mark "Barney" Greenway und Katatonia-Stimme Jonas Renkse als Helfer zu hören. Greenways Beitrag passt zudem insofern, als sich die Band in ihren aktuellen Texten auf recht fatalistische Weise mit politischen, gesellschaftlichen und schließlich auch ökologischen Fragen auseinandersetzt.
Nicht dass man die Promis wie besondere Gimmicks heraushören würde, doch genau dies unterstreicht noch einmal den Eindruck eines apokalyptischen Gesamtwerks, den die Gruppe mit dieser Platte hinterlässt.
FAZIT: Mit ihrem zweiten Longplayer sind MASS WORSHIP bis auf weiteres bei sich selbst angekommen - als dunklen Hardcore mit Death-Metal-Fundament weiterdenkende Band, die zugleich alte Genre-Tugenden pflegt und Wert auf darüber hinausgehende Stimmungen legt. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/d69ffaba58ee459b93ab45d3ee201b61" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.01.2022
Dadde Stark
Claes Nordin
Gustav Eriksson
Fred Forsberg
Century Media / Sony
38:30
04.02.2022