NANNA BARSLEV ist vor allem in ihrer dänischen Heimat als Sängerin der Folk-Black-Metal-Band Huldre, sowie der Folk-Bands Asynje und Gny bekannt, und legt nun mit "Lysbærer" ("Lichtbringer") ihr Solo-Debütalbum vor. In Zeiten mehr oder minder historisch akkurater Serien liegt wohl die Idee nahe, selbiges als "Viking Folk" zu vermarkten, obwohl es solcher Aufladungen kaum bräuchte, denn Nannas Nordic Folk bezaubert die Hörerschaft mit atmosphärisch dichten Arrangements, in denen das Hauptinstrument – die menschliche Stimme – bezaubernd zum Tragen kommt.
NANNA BARSLEVs Musik gründet nämlich auf ihrem vereinnahmenden Gesang, den bei allem Tiefgang stets etwas Müheloses umweht, und der mit zusätzlicher Instrumentierung zuweilen gefälliger klingen mag (also ohne diese), der jedoch zu jeder Zeit auch für sich alleine stehen könnte. In den mythologisch inspirierten Vertonungen klingt zwar auch Wehmütiges und Melancholisches an, doch ebenso eine hoffnungsvolle Sehnsucht, die im bedächtig wie bestimmt nach vorne treibenden Titelsong rasch verfängt und Bilder vor dem inneren Auge entstehen lässt. "Ich bin ich mit einer Fackel in der Hand zu den melancholischen Wurzeln und Energien hinabgetaucht, und habe in der Dunkelheit nach dem gesucht, was geheilt werden könnte. Ich habe die Grenzen dessen, was ich mir als Künstlerin zutraute, hinter mir gelassen und meine Gefühle und meine Seele in die Musik gelegt. Mein Wunsch ist es, dass die Hörer sich mit den Themen und Gefühlen auf diesem Album identifizieren können und sich behutsam durch die nebligen Felder und die sonnigen Wiesen führen lassen", fasst die Sängerin ihre Vorgehensweise und Zielsetzung bildhaft zusammen.
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Konkret spiegelt sich dieser Ansatz in stets unaufdringlich klingenden Arrangements zwischen sanfter Folktronica, Drehleier- und Harfenklängen, über denen Nannas Gesang thront. Ecken und Kanten sucht man hier vergebens, "Lysbærer" ist ein Album zum – gefahrlosen – Eintauchen. Sollten also Huldre-Fans warum auch immer auf einen martialischen Soundtrack für imaginäre Schlachten hoffen, dann ist die Enttäuschung vorprogrammiert. Wer sich allerdings schon mal gefragt hat, wann das nächste tolle dänische Mehr-als-Folk-Album nach Euzen oder Valravn erscheint, der erhält hier eine erhellende Antwort, die sehr feinfühlig von Fieke van den Hurk (Eivør, TVINNA) im Dearworldstudio in den Niederlanden produziert wurde.
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FAZIT: Auf "Lysbærer" geht die Sonne über den nebelumwallten dänischen Landschaften auf, und NANNA BARSLEV singt so frei und stark, dass es eine helle Freude ist. Nicht nur Hörerinnen und Hörern von Wardruna und Loreena McKennit sei somit wärmstens empfohlen, sich "Lysbærer" in ruhiger Stunde zu widmen.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.03.2022
Nanna Barslev
Fieke von den Hurk
Nanna Barslev (Bodhran)
Nanna Barslev (Moraharpa, Tagelharpa, Islandsk Langspil), Lies Sommer (Hurdy Gurdy & Harp), Fieke van den Hurk (Beats)
By Norse Music
46:24
18.03.2022