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Reviews

Neil Young With Crazy Horse: World Record

Stil: Folk, Rock, Singer/Songwriter, Kult

Cover: Neil Young With Crazy Horse: World Record

Experimenten und Veränderungen gegenüber zeigte sich Altmeister NEIL YOUNG ja schon früher immer wieder stets offen. Wenn dann aber einiges schlicht nicht funktionierte, lag es meistens daran, dass Young kein Thema gefunden hatte, welches ihm wirklich am Herzen lag.

Nach einer längeren Durststrecke fand NEIL YOUNG 2006 mit dem Album „Living With War“ wieder zu einer früher öfters bemühten Kunstform des Protestsongs zurück und erschuf ein Anti-Kriegs-Album, das in seiner Aussage und Botschaft so eindeutig und simpel war, dass er sogar seine heutigen amerikanischen Landsleute damit ärgern konnte.
In gewisser Hinsicht griff er dieses Thema dann 10 Jahre später mit „Peace Trail“ wieder auf – wenngleich es dieses Mal um die Sorgen und Nöte der First Nations ging.

Und auch das nun vorliegende Album „World Record“ ist im Prinzip wieder ein Protest-Album geworden. Dieses Mal hat Young indes den Zustand der ganzen Welt, den Klimawandel, die Umweltzerstörung im Besonderen, und die damit zusammenhängenden Gefahren im Sinn – derentwegen er sich ja auch mit der Trump-Administration schon hinreichend angelegt hatte.

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Die Aussage von „World Record“ ist schlicht die, dass die Welt einfach ein zu schöner Ort ist, um so nachlässig damit umzugehen und dass wir alles dafür tun müssen, unsere Einstellung zu dieser Problematik grundlegend zu ändern.
Mit „The Wonder Won't Wait“ mahnt Young zur Nachhaltigkeit und fordert in dem Song „Walkin' On The Road To The Future“ zum Mitmachen auf: „Walk With Me Brothers And Sisters“ singt er - und proklamiert dann mit dem Slogan „No More War – Only Love“ auch gleich den Weg zur Lösung.
Mag sein, dass das blauäugig ist – aber so muss man es halt machen, wenn man außer den Bekehrten gegebenenfalls auch andere erreichen möchte.

Damit die Sache nicht ganz so monothematisch daherkommt, haben NEIL YOUNG WITH CRAZY HORSE auch noch das viertelstündige Epos „Chevrolet“ im Angebot, in dem sie noch einmal in aller Ausführlichkeit die Beziehungen zu Autos darlegen. Letzteres geschieht übrigens im üblichen Feedback-Kompressorgitarren-Stil.
Der Rest des Albums spielt musikalisch in ganz anderen Sphären. Es scheint, dass NEIL YOUNG wieder mal ein Thema gefunden hat, das ihn tatsächlich auch in kreativer Hinsicht beflügelt.

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FAZIT: Früher hieß es ja stets „NEIL YOUNG & CRAZY HORSE“. Später dann gab es kein Trennzeichen mehr zwischen dem Namen des Meisters und seiner Band. Und dass das 15. Album mit den alten Recken nun unter NEIL YOUNG WITH CRAZY HORSE läuft, mag ein Hinweis darauf sein, dass YOUNG heutzutage weniger bestimmend mit seinen Musikern umgeht. Da könnte etwas dran sein, denn auf dem von RICK RUBIN produzierten Album setzen sich YOUNG & Co. dezidiert von dem klassischen Sound ab, den sie noch auf dem Album „Barn“ feierten und überraschen mit bis dato „ungehörten Kombinationen von Instrumenten“, wie YOUNG selbst sagt. Und tatsächlich hangeln sich die Jungs da – oft, aber bei weitem nicht immer in Kombination mit brachialen Grunge-Riffs – mit Honky-Tonk-Piano, Slide-Gitarre (c.o. NILS LOFGREN), Akkordeon und insbesondere einer Harmonium/Pumporgel, die einen TOM WAITS stolz machen würde, durch ihre aktuelle Songsammlung. Zweifelsohne ist „World Record“ in diesem Sinne das abenteuerlichste YOUNG-Werk der letzten Jahre geworden.

Punkte: 14/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.11.2022

Tracklist

  1. Love Earth
  2. Overhead
  3. I Walk With You
  4. This Old Planet
  5. The World Is In Trouble
  6. Break The Chain
  7. The Wonder Won't Wait
  8. The Long Day Before
  9. Walkin' On The Road To The Future
  10. Chevrolet
  11. This Old Planet (Reprise)

Besetzung

  • Bass

    Billy Talbot

  • Gesang

    Neil Young

  • Gitarre

    Neil Young, Nils Lofgren

  • Keys

    Neil Young

  • Schlagzeug

    Ralph Molina

Sonstiges

  • Label

    Warner Music

  • Spieldauer

    46:45

  • Erscheinungsdatum

    18.11.2022

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