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Neorite: Banner Of Defeat

Stil: Heavy Doom Thrash

Cover: Neorite: Banner Of Defeat

Mit ihrer EP "Kassandra" hatten NEORITE vor nicht allzu langer Zeit bereits für Begeisterung bei jenen scheinbar wenig mehr als handverlesenen Hörern gesorgt, die in den Genuss derselben kamen. Nun beantwortet das Münsteraner Quartett also mit seinem zweiten Langspielalbum "Banner Of Defeat" die Frage, ob es das Qualitätslevel der EP halten kann, und zwar mit zuweilen fast Atem raubender Souveränität.

Als "Epic Thrash" bezeichnet die Band ihren Stil zwar spaßeshalber, doch nimmt sie ihre Musik ernst, das ist den weitgehend formvollendeten Kompositionen anzuhören, die im Spannungsfeld von Paradise Lost, Metallica oder Testament mit Fragmenten anderer Metal-Stile keineswegs geizen, und trotzdem nicht überladen wirken. Im Gegenteil: "Banner Of Defeat" ist ein Album, das bereits beim ersten Hören ins Blut geht und selbiges in Wallung bringt. Da stimmt fast alles: Die Songs sind nachvollziehbar aufgebaut und warten immer wieder mit grandiosen Hooks auf, Sänger Alex steht Nick Holmes zu besten Zeiten in nichts nach, und selbst das zehnminütige "Under The Banner Of Cataclysmic Defeat" kommt letztlich auf den Punkt. "Kassandra" hat sich bislang als Hit-Single nicht abgenutzt und würde mir jemand erzählen, dass die Nummer bereits in den Neunzigern in der Waschküche im Dortmunder Soundgarden (oder in ähnlichen Metal-Discos) ein Standard gewesen sei, könnte ich mir das problemlos vorstellen. Und auch wenn es nicht jedem beim Lesen einleuchtend erscheinen mag: Hier kommen Doom- wie Thrash-Fans voll auf ihre Kosten, und überhaupt sollte sich kein "Heavy" zu schade sein, genauer in dieses Album reinzuhören, denn Headbanger-freundlicher lässt sich kaum aufspielen. Mit "Banner Of Defeat" in der Hinterhand dürften NEORITE auch bei jenen Konzert- oder Festival-Besuchern punkten, die sie zufällig entdecken, denn es mutet schwer vorstellbar an, dass diese Songs nicht schnell ins Ohr gehen und ihre Wirkung entfalten. Das gilt auch für das hurtig nach vorne preschende "Meteorite", in welchem Marcel von Helrunar grollend einen Kontrast zum stimmgewaltigen Frontmann setzt.

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Die Produktion von Jörg Uken mit ihrem klaren wie druckvollen Klangbild lässt keine Wünsche offen und präsentiert eine Band, die im Studio offenbar mit gehöriger Leidenschaft zu Werke ging. Schrieb ich eingangs von weitgehend formvollendeten Songs, so lässt das den Rückschluss zu, dass es zumindest stellenweise noch Luft nach oben gibt wie z.B. beim Refrain vom vorletzten Track "Draw Black Swords", der gesanglich kurzfristig in Gefilde entgleitet, in denen die Dreadful Shadows einst mit eigener Gothic Power faszinierten. Doch solche Details zu erwähnen, bedeutet Erbsen zählende Kritik auf hohem Niveau, denn…

FAZIT: …mit "Banner Of Defeat" legen NEORITE ein enorm eingängiges, gleichwohl abwechslungsreiches Metal-Album vor, das so schnell keinen Rost ansetzen dürfte, sondern sich als überraschender Kandidat für Jahresbestenlisten bei all jenen in Stellung bringen sollte, die kräftigen, düsteren Metal mit Neunziger-Note zu schätzen wissen.

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.07.2022

Tracklist

  1. Never Return Nowhere
  2. Under The Banner Of Cataclysmic Defeat
  3. Kassandra
  4. Vanishing Years
  5. Meterorite
  6. Draw Black Swords
  7. Settle In Madness

Besetzung

  • Bass

    Lukas Pawig

  • Gesang

    Alex Mock, Marcel Dreckmann (Gast)

  • Gitarre

    Daniel Maurer, Alex Mock

  • Schlagzeug

    Malte Droege

Sonstiges

  • Label

    This Charming Man

  • Spieldauer

    42:35

  • Erscheinungsdatum

    24.06.2022

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